– Schaffung eines Frauenhauses für den Landkreis Cloppenburg
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung wird beauftragt die Gespräche mit dem Sozialdienst katholischer Frauen Vechta e. V. und dem Landkreis Vechta bezüglich der Schaffung eines gemeinsamen Frauenhauses weiter zu führen.
Sachverhalt:
Bezug:
Sozialausschuss am 17.05.2018,V-SOZ/18/073
Kreisausschuss am 12.06.2018
Kreistag am 19.06.2018
Kreistag 27.06.2019 TOP 33.1
Anfrage der Gruppe Grüne/UWG vom 10.06.2019 - Frauenpolitik
Das
Thema „Schaffung eines Frauenhauses für den Landkreis Cloppenburg“ beschäftigt
die politischen Gremien des Landkreises Cloppenburg seit Mai 2018. Im
Sozialausschuss am 17.05.2019 wurde der Antrag der Gruppe Grüne/UWG „Für den
Landkreis Cloppenburg wird ein Frauenhaus geschaffen. Vorzusehen sind
Kapazitäten für mindestens 17 Familien, die neben der räumlichen Ausstattung
eine entsprechende sozialpädagogische Betreuung, hauswirtschaftliche
Unterstützung und tagesbegleitende Betreuung beinhalten“ beraten. Dieser Antrag
der Gruppe Grüne/UWG ist in dem gleichen Wortlaut mit Datum vom 26.10.2019
erneut beim Landkreis eingegangen.
Zu
diesem Antrag wurde im Sozialausschuss am 17.05.2018, im Kreisausschuss am
12.06.2018 und im Kreistag am 19.06.2018 nachfolgender Beschluss gefasst: „Die
aktuellen politischen Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene zur Umsetzung
der Istanbul-Konvention werden durch den neu installierten Runden Tisch
„Häusliche Gewalt“ zunächst einmal in ihren Auswirkungen auf die kommunalen
Hilfestrukturen evaluiert und begleitet, um ggf. über die Notwendigkeit der
Implementierung zusätzlicher Angebote, wie z. B. eines Frauenhauses im
Landkreis Cloppenburg, zu beraten“.
Eine Evaluierung dieses Beschlusses erfolgte
teilweise in der Beantwortung der Anfrage der Gruppe Grüne/UWG gem. § 56 NKomVG
– Frauenpolitik vom 10.06.2019 in der Sitzung des Kreistages am 27.06.2019
durch nachfolgende Ausführungen der Verwaltung:
„In
Folge der Unterzeichnung des Übereinkommens des Europarates zur Verhütung und
Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt
(„Istanbul-Konvention“) durch den Deutschen Bundestag am 17.07.2017 und das
Inkrafttreten des „Gesetzes zu dem Übereinkommen des Europarates vom 11. Mai
2011 zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher
Gewalt“ am 01.02.2018 war eine gesteigerte Aktivität der Bundes- und
Landesregierung im Bereich der Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen
Frauen und häuslicher Gewalt und zum Schutz der Opfer erwartet worden.
Auf
Bundesebene startete die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend Franziska Giffey am 18.09.2018 einen Runden Tisch mit dem Titel „Gemeinsam
gegen Gewalt an Frauen“ mit dem Ziel des Ausbaus und der finanziellen
Absicherung der Arbeit von Frauenhäusern und ambulanten Hilfs- und
Betreuungseinrichtungen. Im Bundeshaushalt 2020 ist ein Investitionsprogramm
mit einem Volumen von 30 Mio. Euro für den bundesweiten Ausbau der
Frauenhausinfrastruktur (Neuerrichtungen und Erweiterungen) vorgesehen. Weitere
neue Impulse mit spürbaren Auswirkungen auf die kommunalen Hilfestrukturen im
Landkreis Cloppenburg zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher
Gewalt sind bislang nicht zu erkennen.
Auf
der Ebene des Landes Niedersachsen ist zur Zeit ein Ampelsystem zur
Erfassung der Platzkapazitäten in Frauenhäusern, wie bereits in NRW erprobt und
erfolgreich, in der Entstehung. Auf einer Internetkarte sollen Plätze in
Frauenhäusern mit rot=belegt, gelb=frei, und grün=frei mit Kindern
gekennzeichnet sein. Dieses Ampelsystem soll ab August 2019 in eine
Erprobungsphase gehen, in der sich die niedersächsischen Frauenhäuser
untereinander über freie Kapazitäten informieren können. Ab dem Sommer 2020
soll dieses Ampelsystem dann der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und dieses
könnte dann mehr Koordination und Transparenz bei der Suche nach einem
Frauenhausplatz gewährleisten. Die Nutzung dieses Ampelsystems dürfte den
hilfesuchenden Frauen und den beteiligten Institutionen sicherlich den Zugang
zum Hilfesystem der Frauenhäuser erleichtern.
Der in dem Beschlussvorschlag des Kreistages vom
19.06.2018 genannte Runde Tisch zum Thema häusliche Gewalt im Landkreis
Cloppenburg ist unter der Federführung der Frauenberatung bei Bedrohung und
Gewalt des Deutschen Roten Kreuzes Kreisverband Cloppenburg e. V. und der
Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta ins
Leben gerufen worden und hat bislang unter großer Resonanz der mit dem Thema
befassten Institutionen und Einrichtungen im August 2018 und im Februar 2019
getagt. Dies hat merklich zur Vernetzung und engeren Zusammenarbeit der
einzelnen Beteiligten, z. B. im Bereich des Hochrisikomanagements, beigetragen
und die Effizienz der Arbeit gesteigert.
Nichtsdestotrotz scheint sich das Problem der
fehlenden Frauenhausplätze in den letzten Monaten eher zu verstärken. Die
Leiterin des Frauenhauses in Vechta berichtet aktuell, dass sie im Mai und Juni
dieses Jahres fast täglich hilfesuchende Frauen abweisen musste.
Um
die Entwicklungen zum Thema Frauenhaus mit den umliegenden Landkreisen zu
thematisieren, die ebenfalls, wie der Landkreis Cloppenburg, über keine eigene
Einrichtung vor Ort verfügen, führten der 1. Kreisrat, Herr Frische, und die
Gleichstellungsbeauftragte, Frau Dr. Neumann, im letzten Jahr Gespräche mit dem
Landkreis Ammerland und dem Landkreis Wesermarsch. Im Ergebnis errichten der Landkreis
Wesermarsch und der Landkreis Ammerland ein gemeinsames Frauenhaus in zentraler
Lage ihres Versorgungsgebietes. Für den Landkreis Cloppenburg kam eine
gemeinsame Projektierung eines Frauenhauses mit den Landkreisen Ammerland und
Wesermarsch auf Grund der räumlichen Distanz nicht in Frage. Darüber hinaus
hätte sich auch die erforderliche Größe eines solchen Frauenhauses für 3
Landkreises als nicht praktikabel erwiesen.
Im
1. Quartal 2019 wurden dann weitere Gespräche im Landkreis Vechta zwecks der
Auslotung eines möglichen gemeinsamen Vorgehens bezüglich einer eventuellen Kooperation
im Bereich Frauenhaus geführt. Abschließende Gespräche mit dem Träger des
Vechtaer Frauenhauses, dem Sozialdienst kath. Frauen e. V. Vechta und der
Vechtaer Kreisverwaltung stehen noch aus.“ (siehe Protokoll des Kreistages vom
27.06.2019)
Ergänzend
zu den Ausführungen vom 27.06. dieses Jahres hat sich in der 3. Sitzung des
Netzwerkes Häusliche Gewalt im Landkreis Cloppenburg am 16.10.2019 der Verein
Konfliktschlichtung e. V. mit Sitz in Oldenburg mit dem Oldenburger
Interventionsprojekt (OLIP) Täterarbeit bei Häuslicher Gewalt vorgestellt mit
dem Ergebnis, dass die Netzwerkteilnehmerinnen und –teilnehmer sich für eine
Beteiligung des Landkreises Cloppenburg an diesem Projekt ausgesprochen haben.
Ein entsprechender Antrag zu OLIP steht dementsprechend auf der Tagesordnung
des Sozialausschusses.
Die
Gespräche mit dem Landkreis Vechta bezüglich der Schaffung eines gemeinsamen
Frauenhauses haben sich dahingehend entwickelt, dass ein gemeinsames Vorgehen
möglich erscheint. Der Sozialdienst katholischer Frauen Vechta e. V., der
momentan ein Frauen- und Kínderschutzhaus in Vechta betreibt, ist bereit
Überlegungen bezüglich einer größeren, zukunftsweisenden Einrichtung mit dem
Landkreis Vechta und dem Landkreis Cloppenburg voranzutreiben. Ein
interkommunaler Zusammenschluss zur Schaffung eines gemeinsamen Frauenhauses,
wie dies auch die Landkreise Ammerland und Wesermarsch getan haben, erscheint
sinnvoll, da bereits enge Vernetzungen zum Thema häusliche Gewalt innerhalb der
Landkreise Cloppenburg und Vechta aufgebaut wurden. Die BISS-Stelle (Beratungs-
und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt) in Trägerschaft des Deutschen
Roten Kreuzes Kreisverband Cloppenburg e. V. ist, wie die Polizeiinspektion
Cloppenburg-Vechta, für beide Landkreise zuständig. Zurzeit laufen die
Planungen für die Zusammenführung von Hilfeangeboten in beiden Landkreisen für
Opfer von häuslicher Gewalt auf einem gemeinsamen Flyer bzw. in einer
gemeinsamen Broschüre/Verlinkung im Internet.
Das Frauen- und Kinderschutzhaus des skf in Vechta war in den vergangenen Jahren Hauptanlaufstelle für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen aus dem Landkreis Cloppenburg. Aus Sicht der Verwaltung sollten die Gespräche mit dem skf Vechta und dem Landkreis Vechta zwecks der Schaffung eines gemeinsamen Frauenhauses für die Landkreise Cloppenburg und Vechta weiter geführt werden.
Finanzierung:
Anlagenverzeichnis:
Antrag der Gruppe Grüne/UWG gem. § 56 NKomVG vom 26.10.2019 – Schaffung eines Frauenhauses für den Landkreis Cloppenburg