Beschlussvorschlag:

Dem Kreistag wird folgende Beschlussfassung empfohlen:

 

Der Nahverkehrsplan Landkreis Cloppenburg 2018 wird in der vorliegenden Fassung zur weiteren Optimierung des Öffentlichen Personennahverkehrs beschlossen.

 


Sachverhalt:

Das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) § 8 Abs. 3 schreibt vor, dass die Aufgabenträger für die Sicherstellung einer ausreichenden Bedienung der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen einen Nahverkehrsplan (NVP) aufstellen müssen. Er stellt ein wichtiges Planungsinstrument dar und dient dazu, den Aufgabenträgern eine tragfähige und finanziell realistische Grundlage zur Ausgestaltung des ÖPNV für die nächsten fünf Jahre zu schaffen. Nach diesem Zeitraum muss gem. § 6 Abs. 1 Niedersächsisches Nahverkehrsgesetz der Nahverkehrsplan fortgeschrieben werden. Zudem werden handlungsorientierte Zielvorstellungen zu Umfang und Qualität des Öffentlichen Personennahverkehrs in dem jeweiligen Zuständigkeitsgebiet im Nahverkehrsplan festgelegt. Die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) orientiert sich als Genehmigungsbehörde bei der Linien-Konzessionierung an den jeweilig gültigen Nahverkehrsplänen.

 

Der Kreistag des Landkreises Cloppenburg hat im Dezember 2016 das Optimierungskonzept für den Öffentlichen Personennahverkehr beschlossen. Das Optimierungskonzept beinhaltet u.a. die Neuschreibung eines Nahverkehrsplanes. Hierfür wurde das Beratungsunternehmen kreamobil GmbH beauftragt. Unter Beteiligung aller Akteure, die entsprechend den gesetzlichen Regelungen bei der Erstellung des Nahverkehrsplans zu beteiligen sind,  wurden für die Vorbereitung des ersten Entwurfes des Nahverkehrsplanes drei Workshops veranstaltet, um die Ideen und erkannten Mängel aller relevanten Akteure in den Nahverkehrsplan einfließen zu lassen. Der Entwurf des Nahverkehrsplanes wurde am 07.02.2018 den Kreistagsmitgliedern zugesandt.

 

Das Anhörungsverfahren zum Nahverkehrsplan dauerte vom 08.01.2018 bis einschließlich zum 08.03.2018. Es wurden alle zu beteiligenden Stellen eingeladen, ihre Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge zum NVP an den Landkreis zurückzumelden. Die eingegangenen Stellungnahmen wurden aufgenommen, vom Landkreis bewertet und unter Berücksichtigung der entsprechenden Gegebenheiten in den Nahverkehrsplan eingearbeitet. Die Liste der Abwägungsvorschläge wird der Beschlussvorlage als Anlage beigefügt. Die finale Version des Nahverkehrsplanes wurde im April 2018 gefertigt.

 

Der nun vorliegende Nahverkehrsplan hat folgenden Inhalt:

 

1.    Einleitung

2.    Bestandsaufnahme

3.    Ziele und Leitlinien

4.    Anforderungsprofil

5.    Mängel- (Chancen-) Analyse

6.    Maßnahmenkonzept

7.    Maßnahmenplan

8.    Maßnahmenwirkungen und Bewertung

9.    Anhörungs- und Beteiligungsverfahren

10. Anlagen

 

Das Maßnahmenkonzept (Kap. 6) beschreibt die Empfehlungen zur Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebotes. Die Maßnahmen beziehen sich auf alle fachlichen Aspekte des Nahverkehrsplans. Entsprechend dem Charakter des NVP als strategischer Rahmenplan werden die Maßnahmen überwiegend auf einer prinzipiellen Detaillierungsebene formuliert.

 

Das Maßnahmenkonzept wird im Folgenden kurz dargestellt:

 

M1 Prüfung der internen Leistungsfähigkeit

 

Prüfung, inwiefern die bestehenden internen Organisationsstrukturen des Landkreises angesichts zukünftiger Anforderungen – insbesondere auch auf Basis des NVP – weiterentwickelt werden müssen.

 

M2 Beteiligung

 

Stärkere Einbindung von Städten, Gemeinden, Interessenvertreter unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und die im Landkreis Cloppenburg aktiven Verkehrsunternehmen in die zukünftigen Planungsvorhaben des Landkreises.

 

M3 Beobachtung der Nachfrageentwicklung

 

Durchführung von Fahrgasterhebungen in regelmäßigen Abständen (mindestens einmal pro 5 Jahre). Hierbei auch Erfassung von Quelle-Ziel-Beziehungen, genutzte Ticketarten, Pendlerverflechtungen und Umsteigebeziehungen.

 

M4 Prüfung zur Entwicklung von Regionallinien

 

Erarbeitung von Entwicklungsszenarien zur Weiterentwicklung der regionalen Verbindungen.  Langfristige Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Prüfung der Förderfähigkeit.

Prüfung für den Status als eigenwirtschaftliche Linien und Prüfung einer Überführung in gemeinwirtschaftliche Linien.

Insbesondere auch Entwicklungsszenarien für eine verbesserte Anbindung an die Mittel- und Oberzentren außerhalb des Landkreises (auch als „landesbedeutsame Linien“).

 

M5 Umsetzung des Rufbuskonzepts

 

Schaffung der Netzebene 2a und der nötigen Schnittstelle zu überregionalen Verkehren. Deutliche Verbesserung der Erschließungs- und Verbindungsqualität. Projektplan zur Umsetzung des Rufbuskonzeptes in Anlage 6 des NVP.

 

M6 Reaktivierung der Bahnstrecken

 

Wiedereinführung des SPNV zwischen Friesoythe und Cloppenburg, sowie zwischen Meppen und Essen Oldb. werden auch künftig politisch, planerisch und ggf. auch finanziell unterstützt.

Die Reaktivierungsbestrebungen sind für alle Planungsvorhaben zu berücksichtigen, um Konkurrenz bzw. Parallelität zwischen den Verkehrsangeboten zu vermeiden.
Dies gilt insbesondere auch bei der Entwicklung zukünftiger Szenarien im Regionalverkehr (siehe hierzu M4).

 

 

M7 Prüfung von Abend-, Freizeit-, und Wochenendverkehren

 

Es soll geprüft werden, in welcher Form und in welchem Umfang,
Abend-, Freizeit-, und Wochenendverkehre hergestellt werden sollen/können.
Die Prüfung soll auf den Erkenntnissen in der Pilotphase des Rufbussystems aufbauen. Sie ist zeitlich mit dem Projektverlauf des Rufbussystems zu synchronisieren.

 

M8 Fahrradmitnahme im ÖPNV ermöglichen

 

Fahrradmitnahme ist in neuen Rufbussen und bestehenden Verbindungen vorgesehen.
Es soll aktiv geprüft werden, inwiefern Kapazität ausreichend ist.

 

M9 Prüfung zur Weiterentwicklung von Bike+Ride

 

Für Haltestellen der Kategorie 1 und 2 ist der Bestand von Bike+Ride-Anlagen festzustellen, und der Bedarf für eine qualitative und quantitative Weiterentwicklung der Bike+Ride-Anlagen (B+R) ist konkret zu prüfen.

 

M10 Prüfung zur Weiterentwicklung von Park+Ride

 

An zentralen Verknüpfungspunkten (Cloppenburg Bahnhof, Essen Bahnhof, Friesoythe Hansaplatz) ist der Bestand von P+R-Plätzen festzustellen, und
die Notwendigkeit zur qualitativen und quantitativen Weiterentwicklung der Anlagen ist zu prüfen.

 

M11 Verknüpfung mit dem Fernbusverkehr

 

Fernbushaltestellen sollen im Rahmen der Umsetzung des Rufbuskonzepts in Kombination mit den bestehenden Regionalverbindungen bedarfsgerecht erschlossen werden.

 

M12 Verbesserung der Erschließungs- und Verbindungsqualität

 

Neben M4, M5 und M7 weiterer Fokus auf Verbesserung der Erschließungs- und Verbindungsqualität.

 

M13 Aufbau eines Haltestellenkatasters

 

Kataster soll mindestens folgende Attribute enthalten:
- Stammdaten der Haltestelle
- Linien mit Betreiber und Ziel
- Lage der Haltestelle
- Fotodokumentation
- Namen der Haltestelle
- Details der Haltestellenausstattung
- Vermerk(e) zur Haltestellenumgebung

Weiter sollen Zu- und Abwege auf Aspekte der Barrierefreiheit, Länge und Sicherheit erfasst werden.

 

M14 Auflegen eines Haltestellenprogramms

Oberste Priorität haben die in der Positivliste genannten Haltestellen, zeitnaher Konsens mit Städten und Gemeinden ist anzustreben. Ziel: Realisierung bis 2022.
Die barrierefreie Gestaltung von Haltestellen zweiter Priorität erfolgt im Rahmen der wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten, ggf. auch über 2022 hinaus (Priorisierung ggf. dann entsprechend der Fahrgastnachfrage).
Die übrigen Haltestellen (Kategorie 3 und 4) sind im Zuge von Neubauarbeiten oder anstehenden umfassenden Umbaumaßnahmen im Straßenraum barrierefrei auszubauen.
Für reine Bedarfshaltestellen (Kategorie 5) besteht kein Handlungsbedarf, da diese nicht im Bestand gesichert sind.

 

M15 Vereinheitlichung der Fahrgastinformation


Schaffung einer einheitlichen, barrierefreien Gestaltung der Fahrgastinformation (insbesondere Aushangfahrpläne).
Damit Schaffung eines wichtigen Bausteins für einheitlichen und barrierefreien Zugang zu allen ÖPNV-Angeboten im Landkreis.

 

M16 Aufbau einer Mobilitätsplattform für alle ÖPNV-Angebote

Es soll geprüft werden, inwiefern die Online-Plattform, die für das neue Rufbus-System benötigt wird, auch für alle anderen ÖPNV-Angebote im Landkreis genutzt werden kann.
Damit wäre z.B. eine bargeldlose Nutzung des kompletten ÖPNV im Landkreis möglich.

 

M17 Erkundung Vertriebskooperation und Anschlusstarif mit der NITAG

Erkundung der Möglichkeiten zur tariflichen Kooperation mit der Niedersachsentarif GmbH (NITAG):


1. Ziel:  über neue Rufbus-Internetplattform sollen komplette Reiseketten bestehend aus Rufbus und Bahnfahrten bargeldlos abgerechnet werden können.


2. Ziel: Zu- und Abbringerverkehr für Bahngäste auf Basis des normalen Bahntickets und Zeitkarten in Essen und Cloppenburg.

3. Ziel: Zu- und Abbringerverkehr für Bahngäste auf Basis des Niedersachsentickets im kompletten Gebiet des Landkreises Cloppenburg.

 

M18 Erkundung Vertriebskooperation mit Regionalbuslinien

1. Prüfung der Möglichkeit, Fahrkarten für Fahrten mit den starken Regionalbuslinien zusammen mit zu- oder abbringenden Rufbusfahrten bezahlen zu können.


2. Prüfung, unter welchen Voraussetzungen, auch in den starken Regionalbuslinien Fahrkarten für nachfolgende Rufbusfahrten – idealerweise bargeldlos - mit gekauft werden können. 

 

M19 ÖPNV-Anschlussfahrten


Erkundung von Möglichkeiten für Anschlussfahrten vom ÖPNV in Cloppenburg in benachbarte Tarifgebiete.
Erkundung von Möglichkeiten für Anschlussfahrten vom ÖPNV benachbarter Tarifgebiete in den ÖPNV in Cloppenburg.

Ziel:  Fahrgäste des ÖPNV im Landkreis Cloppenburg sollen die Möglichkeit zur Weiterfahrt mit ÖPNV-Angeboten in den benachbarten Tarifgebieten erhalten und umgekehrt, ohne dafür ein separates Ticket kaufen zu müssen.

 

M20 Aufbau einer Mobilitätszentrale

Im Rahmen der Realisierung des Rufbuskonzepts wird eine Mobilitätszentrale aufgebaut.
Erkundung von Möglichkeiten zur Weiterentwicklung dieser Zentrale zur Integration
- eines Fahrradverleihsystems,
- eines Systems zum Verleih von Fahrradabstellanlagen (mit und ohne Ladestation) und
- von Carsharing-Angeboten

Aspekte der Integration: Information, Buchung, Tarif und Abrechnung.
Zusammenarbeit mit den örtlichen Anbietern soll geprüft werden.

 

M21 Weiterentwicklung des Störfallszenarios

Prüfung, inwiefern bestehendes Störfallszenario bei Schülerbeförderung auf alle Verkehre innerhalb des Landkreises ausgeweitet werden kann. 

 

M22 Optimierung der Prozesse zur Organisation des Schülerverkehrs

Überprüfung Schülerbeförderungssatzung und die dazugehörigen Formulare bezüglich Möglichkeiten zur Steigerung der Effizienz aller damit verbundenen Prozesse.
Kooperationsvereinbarungen mit allen Beteiligten (Schulen, Verkehrsunternehmen, Schulträger) sollen angestrebt werden.

 

M23 Monitoring von Beförderungs- und Wartezeiten bei Schülerbeförderung

Wartezeiten vor Schulanfang bzw. nach Schulende und die Beförderungszeiten der Schüler sollen systematisch überprüft werden.
Abgleich mit Planungswerten.
Bei regelmäßigen Überschreitungen der maximalen Wartezeiten oder Beförderungszeiten werden Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet.

 

M24 Prüfung zu Koordination von gestaffelten Schulzeiten mit dem ÖPNV-Angebot

Ziel: durch gestaffelte Schulanfangszeiten parallel stattfindende Linienfahrten vermeiden; Fahrten sollen auch nacheinander durchgeführt werden können.

Dadurch Verringerung von Überlastungen in den Hauptverkehrszeiten.

 

M25 Einführung eines Qualitätsmanagementsystems

Mit dem Rufbussystem wird Qualitätsmanagementsystem aufgebaut.
Die Möglichkeiten für eine Ausweitung des Systems auf alle ÖPNV-Angebote im Landkreis sind zu prüfen.

 

M26 Auswertung des Linienbündelungskonzepts

Es wird aktuell bereits ein Linienbündelungskonzept für den Landkreis Cloppenburg erarbeitet.
Nach Fertigstellung des Konzepts sind die Optionen des Landkreises bei der zukünftigen Gestaltung des Marktzuganges in seinem Gebiet zu prüfen.

 

Im Kapitel 8.4 werden die internen und externen Aufwände für das Maßnahmenkonzept grob eingeschätzt. Da der Zeitaufwand nicht unerheblich ist, wurden die Maßnahmen priorisiert und werden demnach abgearbeitet.

 


Anlagenverzeichnis:

 

1. Nahverkehrsplan nebst 9 Anlagen

2. Abwägungsverzeichnis

3. Eckpunkte des Nahverkehrsplanes