Sachverhalt:
In
der Sitzung des Ausschusses für Planung und Umwelt am 18.05.2016 wurde auf die
unzureichende Mobilfunkversorgung im Landkreis aufmerksam gemacht und ein
gemeinsames strategisches Vorgehen mit den kreisangehörigen Städten und
Gemeinden angekündigt. Ferner wurde berichtet, dass die hierfür notwendige
Mobilfunkstudie mit belastbaren Daten zur Unterversorgung und zum weiteren
Vorgehen im Rahmen der laufenden Breitbandplanungen mit erstellt und finanziert
werden soll.
Zwischenzeitlich
liegt die Mobilfunkuntersuchung des Planungsbüros seim & partner vor (s.
Anlage) und lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Schritt 1: Datenerhebung
·
Recherche,
Erhebung und Kartierung der vorhandenen Funkversorgung aus unterschiedlichen
Quellen (direkte Anbieterabfrage bei Telekom, Vodafone, Telefonica, Tetra-Bos-Versorgung
gem. EMF Datenbank der Bundesnetzagentur, Abfrage bei den Städten und Gemeinden
einschl. öffentlicher Umfragen zu Mobilfunklücken, Abfrage bei Feuerwehren,
Krankenhäuser, Polizei und Landvolk)
-
Unterscheidung
nach Anbieternetz (Telekom, Vodafone, Telefonica) weitgehend möglich
-
Verlässliche
Zuordnung zur Mobilfunkgeneration (G2/GSM – mobiles Telefonieren; G3 UMTS/HSDPA
– mobiles Internet; G4 LTE – mobiles Internet) nicht immer möglich*
Schritt 2: Auswertung
·
Kartografische
Versorgungsübersicht G2, G3; G4 je Mobilfunkanbieter (Telekom, Vodafone,
Telefonica) inklusive der nach Technologie zugehörigen Funkantennen
·
Abgleich
mit LTE- und UMTS-Versorgung gem. Breitbandatlas des Bundes
·
Abgleich
mit Rettungspunkten im Kreisgebiet
·
Integration
der Rückmeldungen unterversorgter Gebiete aus
den Städten und Gemeinden
·
Erfassung
vorhandener und geplanter Glasfaserinfrastruktur
Schritt 3: Ermittlung weißer Funkflecken (Mobilfunklücken)
·
Alle
drei Anbieter zusammen sichern eine kreisweite, weitestgehend flächendeckende
G2 (GSM)- Verfügbarkeit zu. Damit ist die Absetzung eines Notrufs kreisweit
möglich. Die Gemeinden Barßel, Molbergen und Löningen haben allerdings zur
Tetra-Bos-Versorgung Probleme zurückgemeldet.
·
Zur
Verfügbarkeit von G3 und G4-Diensten hat das Planungsbüro die Rückmeldungen der
Bevölkerung mit den Angaben des Breitbandatlas des Bundes für Mobilfunk (LTE
und UMTS) verschnitten und mit der offiziellen Einwohnerdichte und der
Nutzungsstruktur (Siedlungsbereich, Landwirtschaft, etc.) hinterlegt.
·
Lokalisiert
wurden auf diesem Wege insgesamt 84 unterversorgte Gebiete in allen 13 Städten
und Gemeinden
Schritt 4: Vorschlag für neue Mobilfunkstandorte
·
Abgleich
der festgestellten Mobilfunklücken mit der vorhandenen und neu entstehenden
Glasfaserinfrastruktur.
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Vorschlag
für 20 neue Mobilfunkstandorte im Kreisgebiet. Der Vorschlag wurde
anbieterneutral erstellt. Ein Gebiet gilt in der Studie als mit G3/G4
–Technologie versorgt, wenn ein Anbieter die Technologie zur Verfügung stellt.
·
Zur
Erarbeitung der neuen Standorte wurde auch die Einwohnerdichte herangezogen, um
die mögliche wirtschaftliche Attraktivität eines Standortes in weiteren
Gesprächen einschätzen zu können.
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Daneben
wurde die EMF Datenbasis dahingehend ausgewertet, welche reinen G2 (GSM) –
Standorte aufgerüstet werden könnten (mögliche Upgrade-Standorte)
·
Zusätzlich
wurde der eigenwirtschaftliche Ausbau von drei Sendeanlagen durch einen
Anbieter berücksichtigt
Kosten: Die Investition für einen
neuen Funkmast/Antennenstandort verursacht nach Angaben des Planers Kosten in
Höhe von ca. 15.000-20.000€
Einen
Ausbau der Mobilfunkversorgung im Kreisgebiet haben die Betreiber bislang mit
dem Hinweis auf die fehlende wirtschaftliche Tragfähigkeit abgelehnt.
Anders
als bei der Breitbanderschließung ist es den Kommunen aber aus rechtlichen
Gründen zurzeit nicht erlaubt finanzielle Anreize für die Mobilfunkanbieter zu
schaffen, um einen Ausbau zu forcieren.
Vor
diesem Hintergrund sollen mit der Mobilfunkstudie alle Möglichkeiten und Wege
genutzt werden, um den Ausbau sowohl auf Anbieterebene als auch auf
regulatorischer sowie politischer Ebene voranzutreiben.
Erfahrungen
nicht nur im Landkreis Cloppenburg sondern auch in anderen Landkreisen haben
jedoch gezeigt, dass eine einzelne Kommune - selbst mit einer fundierten
Untersuchung/Planung - nicht den notwendigen Nachdruck zur Versorgung der
Fläche ausüben kann.
Der
Landkreis Cloppenburg hat daher bereits im November 2016 die Problematik in die
Landrätekonferenz Weser-Ems getragen. Wegen der großen regionalen Betroffenheit
haben alle 12 Landkreise in Weser-Ems eine Allianz gebildet und ein gemeinsames
strategisches Vorgehen beschlossen. In seiner Vorreiterrolle wurde der
Landkreis Cloppenburg mit der Koordination beauftragt; das Planungsbüro seim
& partner wird die technische Beratung und Begleitung übernehmen.
Bis
Oktober/November 2017 werden alle Landkreise in Weser-Ems und zusätzlich die
Landkreise Diepholz, Rotenburg und Celle eine eigene Mobilfunkuntersuchung
durchführen. Die Ergebnisse werden durch das Planungsbüro seim & partner
gebündelt und für Gespräche und Verhandlungen mit den Anbietern, der
Bundesnetzagentur, dem Nieders. Landkreistag, den regionalen Abgeordneten des
Deutschen Bundestages und des Landtages sowie den Bundes- und Landesministerien
aufbereitet.
Zu
den Kosten der Bündelungsaufgaben sowie der technischen Beratung und Betreuung
(65.000 €) wurde eine Förderung in Höhe von 80% aus dem „Förderprogramm für
Demografie-Projekte auf dem Gebiet der Metropolregion Nordwest und in
Weser-Ems“ eingeworben, sodass die teilnehmenden Landkreise aus diesen Regionen
noch einen Eigenbetrag von jeweils rd. 1.000 € aufzubringen haben.
*G2: Mobilfunkstandard wird hauptsächlich zur
Telefonie genutzt. Mobile Daten werden über GPRS mit max. 53,6 kBit/s oder per
EDGE mit bis zu 220 kBits/s übertragen
G3: Mobilfunkstandard seit 2000 unter dem Namen
UMTS mit Geschwindigkeiten von bis zu 384 kBit/s. In 2006 folgte HSDPA, später
HSDPA+ mit Übertragungsraten mit bis zu 7,2 MBit/s bzw. 42 MBit/s
G4: Neuester Mobilfunkstandard LTE; theoretische
Downloadgeschwindigkeiten von 1GBit/s, aktuell liegen gute Übertragungsraten
bei 50 MBit/s.
G5: noch nicht verfügbar – in der Entwicklung
Sendeantennen versorgen Gebiete
unterschiedlicher Größe. In Innenstädten reicht der Durchmesser einer Funkzelle
von 200 bis 500 m; auf dem Land hingegen können es mehrere Kilometer sein.
GSM-Funkzellen verändern ihre Zellgröße nicht. Bei UMTS- und LTE-Funkzellen ist die Ausdehnung abhängig von der Zahl derer, die in einer Zelle telefonieren oder mobile Daten nutzen. Eine LTE- oder UMTS-Funkzelle besitzt eine max. Sendeleistung, die sich alle aktiven Teilnehmer teilen. Je mehr Teilnehmer, desto weniger Bandbreite für den Einzelnen und desto kleiner die Funkzelle. Eine LTE-Funkzelle kann derzeit max. 200 Teilnehmer gleichzeitig versorgen. Zu den Einflussfaktoren der Funkausbreitung gehören Dämpfung, Reflexion und Streuung, Beugung, Abschottung und Absorption
Anlagenverzeichnis:
- Studie
- Untersuchung zum Ausbaustand Mobilfunk im Landkreis Cloppenburg
- Funklücken
im Landkreis Cloppenburg