Beschluss: zur Kenntnis genommen

Medizinaloberrat Dr. Götte erläuterte anhand einer Powerpointpräsentation die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen 2013 (siehe Anlage 2).

 

Landrat Eveslage bat um Erläuterung, wie der Begriff „Migrationshintergrund“ (Folie 11 der PPP) definiert werde, insbesondere, ob auch die Kinder aus Aussiedlerfamilien gemeint seien. Medizinaloberrat Dr. Götte erklärte, dass hierunter alle Kinder mit mindestens einem Elternteil mit nichtdeutscher Nationalität oder Herkunft fallen würden. Somit würden auch die hier geborenen Kinder von Aussiedlern der ersten Generation unter den Begriff „Migrationshintergrund“ fallen, nicht jedoch deren Enkelkinder.

 

Auf Frage des Ersten Kreisrates Frische erläuterte Medizinaloberrat Dr. Götte, dass die Kinder ohne Kindergartenbesuch (2,7 %; Folie 9 der PPP) häufig einen Migrationshintergrund hätten.

 

Kreistagsabgeordneter Kreßmann fragte, wie bei den Kindern, die vor der Schulpflicht Eingliederungshilfe erhalten hätten (11,8 %, Folie 8) der Bezug zum Migrationshintergrund aussähe. Weiterhin erkundigte sich Kreistagsabgeordneter Kreßmann nach dem Anteil der mit Eingliederungshilfe geförderten Kinder in den vergangenen Jahren. Medizinaloberrat Dr. Götte räumte ein, dass dazu keine Auswertung vorläge. Medizinaldirektor Dr. Tabeling bot an, eine Auswertung zu diesem Thema zum Protokoll nachzureichen (siehe Anlage 3).

 

Kreistagsabgeordnete Stärk bat um Auskunft zu den Verhaltensauffälligkeiten (Folie 24). Medizinaloberrat Dr. Götte erklärte, der Untersucher beurteile die Verhaltensauffälligkeiten durch Beobachtung des Kindes in der Untersuchungssituation. Diese Prüfung sei teils sicherlich auch subjektiv. Darüber hinaus könnten standardisierte Elternfragebögen eingesetzt werden. Bei der Beurteilung könne laut Medizinaloberrat Dr. Götte zusätzlich auf die Erzieherberichte zurückgegriffen werden.

 

Auf Frage des Vorsitzenden Möller erläuterte Medizinaldirektor Dr. Tabeling, dass der überwiegende Teil der Kinder keinerlei Auffälligkeiten zeige (beim Sehen, Hören, bei der Sprache usw.). Die Anzahl sei allerdings statistisch nicht ausgewertet.

 

Kreistagsabgeordnete Dr. Kannen erkundigte sich, ob die Meinung der Erzieherinnen der Kindergärten in die Schuluntersuchung einfließen würde. Medizinaloberrat Dr. Götte bestätigte, dass von den Erzieherinnen stichwortartige Kurzberichte zu den verschiedenen Entwicklungsbereichen erbeten würden, da sich Kinder in der Untersuchungssituation teils deutlich anders als im Kindergartenalltag präsentieren würden.

 

Wenn festgestellt werde, dass ein Kind bislang keinen Kindergarten besucht habe, würden die Kinder besonders umfassend untersucht; die Eltern würden intensiv beraten und ggfs. eine verstärkte Förderung empfohlen, so Medizinaloberrat Dr. Götte weiter.

 

Auf Frage der Kreistagsabgeordneten Dr. Kannen erwiderte Medizinaldirektor Dr. Tabeling, dass die Gründe für den fehlenden Kindergartenbesuch bislang nicht abgefragt wurden. Medizinaloberrat Dr. Götte ergänzte, er habe aus den Gesprächen mit den Eltern in Erinnerung, dass teils praktische Gründe (Entfernung, Fahrten usw.), teils aber auch weltanschauliche Gründe genannt worden seien.

 

Kreistagsabgeordnete Klaus fragte, ob die 52 Kinder ohne Kindergartenbesuch (Folie 9) besonders auffällig gewesen seien. Medizinaloberrat Dr. Götte meinte, dass die Ergebnisse unterschiedlich ausgefallen seien, teils seien die Kinder gut schulfähig, teils sei aber auch eine intensive Förderung erforderlich. Für alle Kinder gelte grundsätzlich, dass bei Auffälligkeiten eine Förderung empfohlen werde.

 

Kreistagsabgeordnete Dr. Kannen sah in der Erfassung der Daten der Schuluntersuchungen die Chance, eine kreisweite Studie zu den einzelnen Parametern zu erstellen und aufzuzeigen, wie sich die Ergebnisse im Laufe der Jahre verändert hätten. Medizinaloberrat Dr. Götte äußerte, dass die Ergebnisse in den vergangenen Jahren ungefähr gleich geblieben seien.

 

Medizinaldirektor Dr. Tabeling wies darauf hin, dass die jährlich erhobenen Daten an das Landesgesundheitsamt weitergereicht werden und dort auch epidemiologisch ausgewertet würden. Die Ergebnisse würden durch das NLGA  regelmäßig veröffentlicht. Aktuell sei für diesen Vortrag aber kein Vergleich der letzten Jahre erfolgt. Grob betrachtet seien bislang keine wesentlichen Verschlechterungen einzelner Entwicklungsbereiche bei den Kindern aufgefallen.

 

Bezüglich der Verhaltensauffälligkeiten hob Medizinaldirektor Dr. Tabeling nochmals hervor, dass  diese eher auf subjektiver Ebene beurteilt würden (Empfinden der Eltern, der ErzieherInnen, als auch des jeweiligen Untersuchers). Im Vergleich zu anderen Parametern (Sehen, Hören, Kognition, Graphomotorik) – wo im Rahmen standardisierter Untersuchungsmethoden eine einheitliche Beurteilung und somit auch Vergleichbarkeit möglich ist - , sei dies für den Bereich aufgrund der vielen individuellen Einflussfaktoren bei dem Bereich der Verhaltensauffälligkeiten schwer umsetzbar. Ein Grund für die vermeintlich auffällige hohe Anzahl verhaltensauffälliger Kinder im Landkreis Cloppenburg könnte durchaus sein, dass hier wesentlich kritischer das Auftreten der Kinder beurteilt würde als in anderen Kommunen. Zu berücksichtigen sei aber auch, dass nicht selten der Wunsch einer Zurückstellung bestünde, was mit einer nicht angemessenen sozial-emotionalen Reife begründet werde. Medizinaldirektor Dr. Tabeling ergänzte des Weiteren, dass ein nicht unerheblicher Teil der Schulzurückstellungen nicht auf eine entsprechende Beurteilung des Gesundheitsamtes zurückzuführen sei. Letztendlich entscheide die Schulleitung über die Zurückstellung; das Gutachten des Gesundheitsamtes sei eine sozialmedizinische Empfehlung, die ein Teil der Entscheidungsfindung durch die Rektorin/den Rektor entspräche.

 

Auf Frage der Kreistagsabgeordneten Dr. Kannen teilte Medizinaldirektor Dr. Tabeling mit, dass es zur Inzidenz / Prävalenz von „ADHS“ keine fundierten Angaben gebe. In der Öffentlichkeit werde wiederholt dargestellt, dass dieses Krankheitsbild deutlich zunehme. Ob dies tatsächlich der Realität entspricht, sei anzuzweifeln, könne aber zzt.. nicht belegt und/oder widerlegt werden. Zu hinterfragen sei jedoch, ob die Diagnose regelmäßig leitliniengerecht gestellt werde.

 

Kreistagsabgeordneter Kreßmann fragte, ob durch einen Datenvergleich festgestellt werden könne, wenn in einer Familie auch die weiteren Kinder auffällig seien. Medizinaldirektor Dr. Tabeling entgegnete, dass eine solche Auswertung nicht erfolge.

 

Kreistagsabgeordnete Dr. Kannen machte auf die Anzahl der Kinder mit Hauterkrankungen aufmerksam (169 Kinder, Folie 23). Medizinaloberrat Dr. Götte erklärte dazu, dass es sich dabei in der Regel um Neurodermitis handeln würde.

 

Vorsitzender Möller schloss die rege Diskussion zu diesem Tagesordnungspunkt mit einem Dank an Medizinaloberrat Dr. Götte.