Sitzung: 14.06.2012 Sozialausschuss
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Ltd. Medizinaldirektorin Dr. Blömer erläuterte einleitend,
dass die Drogenberatungsstellen
der Stiftung Edith Stein (Fachstelle für Sucht und Suchtprävention)
sowie der PARLOS
(DROBS) vom Landkreis Cloppenburg finanziert und für ihre
Arbeit Zuwendungen in Höhe
von 249.000 € in den Jahren 2012 bis 2014 bzw. 89.000 € von
2011 bis 2013 erhalten würden. Sie meinte, dass es für die Mitglieder des
Sozialausschusses von Interesse sei, die Arbeit der Drogenberatungsstellen
kennen zu lernen.
Ltd. Medizinaldirektorin Dr. Blömer verwies des Weiteren
darauf, dass die DROBS mietfrei in einem kreiseigenen Gebäude untergebracht
sei, dieses Gebäude aber in absehbarer Zeit abgerissen werden müsse. Die
künftig dann anfallende Miete werde zu einer Anhebung des Zuschussbetrages
führen. Zudem habe es Personaländerungen bei der DROBS gegeben, die sich
ebenfalls auf den Finanzbedarf auswirken würden. Ltd. Medizinaldirektorin Dr.
Blömer kündigte daher an, dass zum Jahresende mit der DROBS neue Verträge
vereinbart werden müssten. Die Zuschussbewilligung für die DROBS werde somit in
einer der nächsten Sitzungen auf der Tagesordnung stehen.
Vorsitzender Möller erteilte Frau Shestakova das Wort.
Frau Shestakova erläuterte anhand einer
Powerpoint-Präsentation die Arbeit der Drogenberatungsstelle DROBS Cloppenburg
(siehe Anlage 1).
Vorsitzender Möller dankte für die Ausführungen und gab den
Mitgliedern des Ausschusses Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Auf Frage des Kreistagsabgeordneten Dr. Olivier nach den
Erfolgen der Suchtberatungsstelle erläuterte Herr Harwardt, dass - wie
bundesweit - es auch im Landkreis Cloppenburg ca. 30 % der Süchtigen schaffen,
dauerhaft die Abhängigkeit zu überwinden, ca. 30 % längere Zeit von Drogen
freikommen und ca. 30 % an den Folgen der Drogensucht sterben würden. Erfolg in
der Suchtberatung sei es schon, wenn Süchtige für einen gewissen Zeitraum
„clean“ bleiben. Dabei müsse man bedenken, dass die „Drogenkarrieren“
individuell sehr unterschiedlich verlaufen würden.
Herr Harwardt erklärte auf Nachfrage des
Kreistagsabgeordneten Dr. Olivier, dass die Kosten der Drogensucht aus einem
normalem Erwerbseinkommen nicht getragen werden könnten. Viele Süchtige müssten
ihre finanziellen Mittel daher aufstocken, z.B. durch Dealen von Drogen oder
durch Prostitution.
Kreistagsabgeordnete G. Kalvelage erkundigte sich nach
anderen Suchtarten, wie z.B.
Spielsucht. Frau Shestakova verwies darauf, dass dies in
die Zuständigkeit der Edith Stein
Stiftung falle.
Kreistagsabgeordneter Loots bat um Auskunft zur Anzahl der
Süchtigen im Kreisgebiet. Herr Harwardt erläuterte, dass es eine hohe
Dunkelziffer gäbe und viele Abhängige im Beruf oder Alltag kaum auffällig
wären. Um die Zahl verlässlich schätzen zu können, müssten polizeiliche
Erkenntnisse hinzugezogen werden. Herr Harwardt vermutete eine hohe
vierstellige Zahl von Süchtigen im Landkreis Cloppenburg.
Kreistagsabgeordnete Hollah fragte, ob Menschen mit
Migrationshintergrund überproportional betroffen seien und welche Gründe es
dafür geben könnte. Frau Shestakova entgegnete, dass das Problem der süchtigen
Migranten seit 10 – 15 Jahren akut sei. Die DROBS biete daher seit Jahren eine
muttersprachliche Beratung an, um Zugang zu diesen Menschen zu bekommen. Der
Anteil von Migranten sei weiterhin mit ca. 70 % deutlich überproportional zum
Bevölkerungsanteil. Süchtige Migranten gäbe es insbesondere im Alter von 20 bis
40 Jahren. Nicht selten seien Integrationsprobleme, Schulversagen oder
berufliche Probleme mitverantwortlich für die Sucht.
Kreistagsabgeordnete Dr. Kannen bat um Auskunft, ob Fälle
bekannt geworden seien, dass Migranteneltern ihre süchtigen Kinder nach
Russland bringen, um dort einen Entzug mit drastischen Mittel durchführen zu
lassen. Außerdem fragte sie, ob die DROBS Wünsche zur Verbesserung ihrer Arbeit
habe.
Frau Shestakova erwiderte, dass der Drogenberatungsstelle
derartige Fälle durchaus bekannt geworden seien. Die Drogenberatungsstelle
würde in der Beratung den Angehörigen
von dieser Methode abraten. Zudem würden Gesprächskreise
für betroffene Eltern angeboten.
Zu den Verbesserungswünschen meinte Herr Harwardt, dass ein
wie bisher zentral gelegenes Gebäude für die DROBS notwendig sei, um den Zulauf
zu sichern. Ferner sei wünschenswert, dass vermehrt auch andere Gruppen den Weg
zur Beratungsstelle finden, Menschen
mit Migrationshintergrund hätten damit wohl weniger Probleme. Letztendlich wäre
auch ein männlicher Berater von Vorteil, um Zugang zu den Süchtigen zu finden.
Vorsitzender Möller stellte fest, dass weitere
Wortmeldungen nicht vorlagen und erteilte
Herrn Bartels das Wort.
Einleitend verwies Herr Bartels zur Diskussion der Anzahl
der Drogensüchtigen auf eine Untersuchung der Krankenkassen hinsichtlich der
Alkoholabhängigkeit von Arbeitnehmern. Diese habe gezeigt, dass in der Regel
wohl nur rd. 5 % der Betroffenen von den Beratungsstellen erreicht würden.
Herr Bartels erläuterte anhand einer Powerpoint
-Präsentation die Arbeit der Fachstelle für
Sucht und Suchtprävention der Stiftung Edith Stein (siehe
Anlage 2; weitere Informationen:
siehe Anlagen 3 bis 5).
Vorsitzender Möller dankte für die Ausführungen und gab den
Mitgliedern des Ausschusses erneut Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Auf Frage des Kreistagsabgeordneten Dr. Olivier, wie sich
das Drogenproblem im Landkreis Cloppenburg im Vergleich zum Bundesgebiet
darstelle, entgegnete Herr Bartels, dass z.B. das Trinkverhalten durchaus
vergleichbar wäre. Es gäbe zwar regional unterschiedliche Sitten (hier
„Vorsaufen“, dort „Frühschoppen“ oder die „Maß Weißbier zum Mittagessen“), die
Menge des konsumierten Alkohols unterscheide sich aber nicht gravierend.
Die Frage der Kreisoberamtsrätin Schröder, ob es Kooperationen
der Drogenberatungsstelle mit Pflegeheimen gäbe, wurde von Herrn Bartels
verneint. Das Problem der Süchtigen in Pflegeheimen sei zwar bekannt, zu
besonderen Vereinbarungen mit diesen Einrichtungen sei es aber noch nicht
gekommen. Nicht selten würde es Probleme bereiten, pflegebedürftige Suchtkranke
in geeigneten Einrichtungen unterzubringen. In diesen Fällen arbeite die
Drogenberatungsstelle mit dem Leo-Stift in Essen zusammen.
Herr Bartels erläuterte auf Frage der Kreistagsabgeordneten
Dr. Kannen, dass ca. 40 % der Drogensüchtigen Frauen und ca. 60 % Männer seien.
Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, die die Beratungsstelle
aufsuche, liege bei ca. 23 % bis 25 %. Dieser Anteil liege über dem
Bevölkerungsanteil und zeige damit, dass die Migranten die Angebote der
Drogenberatungsstelle gut annehmen. Vor dem Hintergrund des Problems, dass
lediglich ca. 5 % der Abhängigen von den Beratungsstellen erreicht würden,
meinte Herr Bartels, dass die Präventionsarbeit ausgebaut werden müsse. Dazu
fehle es aber am Personal.
Kreistagsabgeordnete Hollah bat um Auskunft, ob auch
Menschen mit Magersucht zur Beratungsstelle kämen. Herr Bartels entgegnete,
dass dies keine Fälle der Drogenberatungsstelle seien. Hier seien die Ärzte
bzw. die entsprechenden Therapieeinrichtungen gefragt.
Auf Frage des Kreistagsabgeordneten Poppe, wie der Zugang
erfolge, erläuterte Herr Bartels, dass viele Süchtige von den Hausärzten an die
Beratungsstelle verwiesen würden.
Kreistagsabgeordneter Loots fragte, ob die Beratungsstelle
auch aufsuchende Arbeit leiste. Dies wurde von Herrn Bartels verneint.
Vorsitzender Möller stellte fest, dass keine weiteren
Wortmeldungen vorlagen und beendete diesen Tagesordnungspunkt.