Sitzung: 02.05.2019 Sozialausschuss
Vorsitzender Dr.
Vaske erteilte den Vertretern des Caritas-Sozialwerkes das Wort.
Herr Mählmann,
Vorstandsvorsitzender des Caritas-Sozialwerkes, stellte den Jahresbericht 2018
der Beratungsstelle für Arbeitsmigranten vor (siehe Anlage 1). Einleitend
führte er aus, dass die Beratungsstelle vor einem Jahr ihre Tätigkeit
aufgenommen habe. Er stellte dann die anwesenden Mitarbeiter/innen der
Beratungsstelle vor: Für den Landkreis Vechta seien dies Herr Elsayed und Herr
Kleier, für den Landkreis Cloppenburg Frau Bohlke und Frau Wolbers. Frau
Wolbers habe zum 01.05.2019 die Stelle von Herrn Kropotin übernommen.
Herr Mählmann
teilte mit, dass der Sozialausschuss des Landkreises Vechta am 30.04.2019
informiert worden sei. Zudem sei noch ein Pressegespräch geplant, an dem
überregionales Interesse bestehe.
In der Startphase,
so Herr Mählmann weiter, sei es wichtig gewesen, das Beratungsangebot bei den
Arbeitsmigranten bekannt zu machen, aber auch mit allen anderen Akteuren
(Unternehmen, Betriebsleitungen, Wohnungsgebern usw.) Kontakt aufzunehmen. Er
betonte, dass zunächst die Vertrauensbildung besondere Bedeutung gehabt habe.
(Anmerkung: siehe Vorwort von Herrn Mählmann
auf Seite 4 des Jahresberichtes und zu den Aufgaben, Zielen und Hintergründen
der Beratungsstelle auf Seite 6 – 7.)
Herr Mählmann
verwies auf die von der Beratungsstelle erarbeiteten Thesen (Seite 22 des Jahresberichtes). Er hob
hervor, dass er die Thesen als politischen Auftrag verstehe und war überzeugt,
dass das Beratungsangebot nur ein „1. Aufschlag“ sei.
Herr Mählmann
merkte an, dass vor einigen Jahren die Hilfen der öffentlichen Hand zugunsten
der Flüchtlinge erbracht wurden und der Bedarf an Unterstützung für die
osteuropäischen Arbeitnehmer nicht in den Blick genommen wurde, da sie als
Arbeitnehmer ihre Existenz selber sichern konnten. Nunmehr zeige sich auch für
diesen Personenkreis, dass weitere Angebote erforderlich seien.
Herr Elsayed
erläuterte die Statistik der Beratungsstelle anhand einer
PowerPoint-Präsentation (siehe Anlage 2 sowie
Seite 8 - 9 des Jahresberichtes).
Frau Bohlke und
Herr Kleier schilderten typische Problemlagen und Beratungsabläufe der
vergangenen Monate. Es hätten sich mittlerweile folgende besondere Fallgruppen
herauskristallisiert: Kündigungen, Abrechnung von Lohnansprüchen, Ansprüche auf
Urlaubsgeld und Lohnfortzahlung bei Krankheit. (Anmerkung: siehe Jahresbericht Seite 10 ff.)
Herr Mählmann
ergänzte, dass die Fallbeispiele den dringenden Handlungsbedarf zeigten. Er
betonte, dass rechtliche Beratung angeboten werde. Wenn es dann später um die
rechtliche Vertretung in Gerichtsverfahren gehe, würden die Arbeitsmigranten an
Anwälte verwiesen.
Auf Frage des
beratenden Mitgliedes Ahlers sowie des
Kreistagsabgeordneten von Klitzing erläuterte Herr Kleier, dass die
Beratungsstelle nicht nur Werkvertragsarbeiter betreue, sondern alle
ausländischen Arbeitnehmer. Die Beratungsstelle mache keine Unterscheidung nach
EU-Bürgern oder Nicht-EU-Bürgern.
Herr Kleier führte
weiter aus, dass sich hinsichtlich der großen Schlachtbetriebe mit direkter
Anstellung bislang keine Beratungsanfragen ergeben hätten. Außerdem sei
aufgefallen, dass häufig Arbeitsverträge mit einjähriger Laufzeit und einer
Probezeit von 6 Monaten geschlossen würden. Nicht selten würde die Probezeit
genutzt, um das Arbeitsverhältnis vorzeitig zu beenden.
Kreistagsabgeordneter
Schmidt fragte, ob die Beratungsfälle nur die „Spitze des Eisberges“ seien und
man von einer hohen Dunkelziffer ausgehen müsse. Herr Kleier bestätigte diese
Vermutung und verwies darauf, dass die Arbeitsmigranten ihre Angst überwinden
müssten, sich beraten zu lassen und ggf. ihre Ansprüche durchzusetzen.
Herr Mählmann
erläuterte, dass es häufig Probleme bei der Abrechnung der Arbeitszeit gebe.
Dabei sei es dann nicht selten schwierig, beweiskräftige Unterlagen zu
bekommen. Insgesamt meinte er, das System der Werkverträge müsse hinterfragt
werden.
Kreistagsabgeordnete
Amiry bat um nähere Erläuterung zum Problem der Arbeitszeitabrechnung und
fragte, ob fest angestellte Arbeitnehmer besser behandelt würden.
Frau Bohlke und
Herr Kleier erläuterten eingehend die Probleme bei der Beschaffung und Prüfung
der Gehaltsabrechnungen hinsichtlich einer sicheren Feststellung der
tatsächlichen Arbeitszeiten. Insgesamt sei dies oft diffus und sehr komplex.
Herr Kleier merkte
an, dass die Arbeitsmigranten wichtig und notwendig für den Wirtschaftsstandort
Cloppenburg/Vechta seien. Es gelte zu vermeiden, dass sich sozialer Sprengstoff
entwickle.
Herr Mählmann
ergänzte, dass die Klienten der Beratungsstelle insbesondere aus den Bereichen
der Werkverträge und Leiharbeit kämen. Ein gravierendes Problem sei zudem die
Dienstwohnung. Im Falle der Kündigung des Arbeitsvertrages erfolge dann häufig
auch die Kündigung der Wohnung. Zu bedenken sei auch, dass viele Arbeitnehmer
mit ihren Familien zuziehen würden. Es sei darauf zu achten, dass auch
tatsächlich alle Kinder die Schule besuchen würden. Herr Mählmann zeigte sich
abschließend überzeugt, dass die von den Klienten eingelegten
arbeitsgerichtlichen Klagen bereits Wirkung zeigen würden.
Vorsitzender Dr. Vaske stellte fest, dass weitere Wortmeldungen nicht vorlagen. Er dankte den Vertretern des Caritas-Sozialwerkes für die Vorstellung des Jahresberichtes. Für die weitere Arbeit wünschte er der Beratungsstelle viel Erfolg.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
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Nein: |
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Enthaltung: |
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