Herr Kuszak (Schulleiter), Herr Kunze (stellv. Schulleiter), Herr Moritz (Schulsozialarbeiter) und Herr Michnik (Schulbegleitung Michnik GmbH) trugen die Evaluationsergebnisse der Pilotphase des I-Helfer-Pools an der Soeste-Schule Barßel vor.

 

Herr Kuszak leitete den Vortrag ein mit der Schilderung allgemeiner Daten und der Entwicklung der Soeste-Schule Barßel von der klassischen Sonderschule zu einem Förderzentrum für Schüler der Grund-, Haupt,- und Realschule mit Unterstützungsbedarf bei der sozialen und emotionalen Entwicklung. Aktuell würden 233 Schüler, von denen nahezu 100% vom Jugendamt begleitet würden, in 22 Klassen aller Schulzweige unterrichtet. Es seien insgesamt ca. 1550 Wochenstunden zu organisieren.

 

Herr Kuszak führte aus, dass jedes der Kinder sein eigenes schwerwiegendes Päckchen zu tragen habe und die Schulakten der Kinder bereits in der 2. Klasse einen beträchtlichen Umfang hätten. Diese besonderen Kinder bräuchten ungewöhnliche Angebote, so Herr Kuszak.

 

Als staatliche Förderschule des Landkreises Cloppenburg, nähme die Soeste-Schule Barßel hauptsächlich Schüler aus dem Kreisgebiet und halte entsprechend Ressourcen vor. Dabei betonte Herr Kuszak, dass die Integrationshelfer des Pools somit exklusiv den Schülern aus dem Kreisgebiet zur Verfügung stünden, obgleich an der Schule auch Kinder aus anderen Landkreisen willkommen seien. Diese würden aber nicht in die Berechnungsgrundlage zur Ermittlung der Poolgröße mit einfließen und müssten  einen eigenen Integrationshelfer in ihren Landkreisen beantragen.

 

Herr Kuszak erörterte die langwierigen Antragsverfahren zur Gewährung persönlicher Integrationshelfer, welche oft für Eltern und Kinder gleichermaßen kräftezehrend seien. Ferner brächte die Fixierung auf ein Kind auch für den Integrationshelfer Nachteile und Unsicherheiten, etwa bei kurzfristigen Erkrankungen des zugewiesenen Kindes.

 

Als Vorteile der Poollösung benannte Herr Kuszak neben der Arbeitszufriedenheit und der höheren Identifikation der Integrationshelfer in und mit der Schule vor allem die Tatsache, dass ein Anspruchsdenken der Kinder auf einen „persönlichen Helfer“ ebenso abgenommen hätten, wie die Stigmatisierung anderer Kinder wegen des nicht mehr so offensichtlichen Unterstützungsaufwand einzelner Kinder durch persönliche Integrationshelfer.  Auch die Schüler identifizierten, so der Schulleiter, die festangestellten Integrationshelfer als dauerhaften Teil der Schulgemeinschaft. Die Integrationshelfer würden durch die dauerhafte Anstellung die Schule besser kennen und die Schulleitung sei durch die Poollösung weisungsbefugt und die gemeinsame Auswahl der Integrationshelfer durch Schulleitung und Träger brächte den Vorteil, dass man optimal die Teamzusammensetzung steuern und das Personal maximal effizient einsetzen könne. Für den Landkreis Cloppenburg als Kostenträger stelle die Kostendeckelung auch einen nicht unerheblichen Vorteil dar.

 

Kreistagsabgeordneter Karrnbrock fragte nach, wie viele Stellen für welche Anzahl an Kindern vorgesehen seien, und was passiere, wenn sich die Anzahl der Kinder mit entsprechenden Bedarfen erhöhe, und ob ein Trägerwechsel möglich sei.

 

Kreisverwaltungsoberrätin Lottmann erklärte, dass der Integrationshelferpool aktuell befristet sei und der Jugendhilfeausschuss nunmehr über die Verstetigung im Anschluss an die Evaluation zu beschließen habe. Bei dem Personalansatz sei man vor Beginn der Pilotphase von der damaligen Schüler- und Integrationshelferanzahl ausgegangen.

 

Herr Kuszak ergänzte, dass die Pilotphase zum Austesten wichtig gewesen sei und dass man an der Schule flankierend eine Umfrage unter den Eltern und Integrationshelfer vorgenommen habe um zu ermitteln, ob der Personalansatz ausreiche. Dies sei zu bejahen. Ferner konstatierte Herr Kuszak, dass bei der spezifischen Zusammensetzung der Schulgemeinschaft an der Soeste-Schule Barßel ein Überschreiten einer bestimmten Anzahl an Mitschülern für den einzelnen Schüler schädlich sei. Bei weiteren Steigerungen der Schülerzahlen würden auch mehr Erwachsene nicht helfen, so Herr Kuszak.

 

Herr Kunze bestätigte als stellvertretender Schulleiter im Anschluss die Vorteile hinsichtlich der ökonomisch effizienteren Einsetzbarkeit der Integrationshelfer im Rahmen des Pools und hob die Vorteile für die Lehrerschaft hervor, welche nunmehr entscheidend delegieren könnten. Hierzu beschrieb Herr Kunze den Unterrichtsalltag und stellte fest, dass in der Regel in bestimmten Situationen mehrere Schüler Unterstützung durch einen Integrationshelfer bräuchten, in anderen grundsätzlich gar nicht, Beispiel: Schwimmunterricht. Die Integrationshelfer seien nun auch in der Hausaufgabenbetreuung und in ad-Hoc auftretenden Situationen flexibel verfüg- und einsetzbar. Aus der Fachzeitschrift „Erziehung und Wissenschaft“ zitierte Herr Kunze einen Artikel, wonach die Anzahl der Schüler mit entsprechenden Defiziten steige und verdeutlichte dass auch in schwierigeren Fällen, in denen bspw. nach einer u.U. erfolglosen, psychiatrischen Behandlung die Therapiefähigkeit ausgereizt sei, weiterhin jedoch die Schulpflicht bestehe. Vor diesem Hintergrund müsse er festhalten, so Herr Kunze, dass an der Schule ohne die Poollösung mittlerweile sicherlich mindestens 4 weitere personenbezogene Integrationshelfer tätig wären, weshalb er eindringlich für eine Fortführung des Pools eintrete.

 

Herr Moritz bezog sich auf die erwähnte Umfrage unter Eltern, Lehrern und Schulbegleitern, welche anhand von Fragebögen durchgeführt worden sei. Im Ergebnis konnte festgestellt werden, dass die Schulbegleitung durch die Integrationshelfer sich sowohl in Krisen- als auch in Alltagssituationen an der Schule bewährt habe.

 

Herr Michnik stellte als Trägervertreter seine bisherige Arbeit im Rahmen der Poolbildung vor und ging auf das Ziel der Inklusionsarbeit ein, wonach es im optimalen Fall nicht überdeutlich werde, wer konkret Hilfe brauche. Aktuell seien zwei der bisherigen Sozialarbeiterinnen innerhalb des Pools als Koordinatorinnen tätig. Das Team umfasse 16 Mitarbeiter, wobei 2/3 bereits zuvor tätige Integrationshelfer seien. Die Mitarbeiter kämen alle aus der Region, Mitarbeiter ohne Fachausbildung würden geschult und es fänden regelmäßige Supervisionen statt. Insgesamt habe er eine gute Mischung im Team innerhalb der 10 ½ Monate des bisherigen Projektes erreichen können. Herr Michnik betonte, dass wenn eine positive Entschließung des Jugendhilfeausschusses vorläge, er als Träger auch Festanstellungen der Integrationshelfer beabsichtige, da nicht nur das Finden guter Kräfte, sondern auch das Halten guter Kräfte zunehmend schwerer sei.

 

Kreistagsabgeordnete Dr. Kannen hakte nach, ob ein Poolmodel auch an anderen Schule generell möglich sei. Sie könne sich eine Übertragbarkeit auf die Regelschule durchaus vorstellen.

 

Kreisverwaltungsoberrätin Lottmann bemerkte, dass die Bedarfssituation an Schulbegleitung an der Soeste-Schule Barßel extrem war. An den Regelschulen im Landkreis sei der Bedarf aktuell nicht umfangreich genug um dort Poollösungen in den Blick zu nehmen, man behalte die Entwicklung seitens des Jugendamtes aber im Auge.

 

Frau Hömmen vom Beirat für Menschen mit Behinderung konstatierte, dass Ansätze wie die vorgestellte Poolbildung wichtig seien und fand eine Verstetigung des Pools wünschenswert.

 

Kreistagsabgeordneter Karnbrock fragte nach, ob es im Vorfeld der Pilotphase einen Anbietervergleich gegeben habe. An den Trägervertreter gerichtet wollte Kreistagsabgeordneter Karnbrock ferner Auskunft über Personalfluktuationen während der Pilotphase und wissen, ob man im TvöD Rahmen arbeite.

 

Herr Michnik bestätigte, dass es jenseits der Probezeit keinerlei Fluktuationen im Personal gegeben habe. Die Mitarbeiter seien in Arbeitsverhältnissen beschäftigt, welche an den TvöD angelehnt seien, maximale Erfahrungsstufe sei 3, Sonderzahlungen gäbe es nicht. Im Rahmen eines Anbietervergleiches habe sich die Integrative Jugendhilfe Michnik durchsetzen können, da es sich um einen, auf Poollösungen in der Integrationshilfe spezialisierten Träger handele. In Oldenburg betreibe seine Firma ebenfalls I-Helfer Pools, weshalb man einen Erfahrungsvorsprung mit einbringen konnte.

 

Kreistagsabgeordnete Nüdling sagte, dass sie seinerzeit gerne für die Poollösung als Modellprojekt votiert habe und sich über den positiven Evaluationsbericht jetzt entsprechend freue. Sie befand den Integrationshelferpool an der Soeste-Schule Barßel als vorteilhaft für die dort lernenden Kinder, es handele sich um eine gute Sache.

 

Herr Tönnies lobte den eindrucksvollen Vortrag und wollte wissen, warum die beschäftigten Integrationshelfer nicht beim Schulträger angestellt seien, und ob die jetzt anvisierte Entfristung an die Schule oder an den Träger gebunden sei.

 

Kreisverwaltungsoberrätin Lottmann erklärte, dass die Schule selbst die Leute nicht anstellen könne, dies könne nur das Land. Ferner sei eine Entfristung entsprechend nicht an die Schule gekoppelt.

 

Herr Michnik verwies auf die regionale Bindung sämtlicher Mitarbeiter und die Notwendigkeit die personalstrukturelle Integrität des jetzigen Teams zu erhalten. Daher bestünde keine Gefahr des Abziehens von Kräften durch den Träger.

 

Kreistagsabgeordneter Dr. Vaske konstatierte, dass bei der Entscheidung zugunsten eines Poolmodelles vor einem Jahr die Pilotphase als offener Prozess gestartet war. Die jetzige Entwicklung skizziere einen richtigen und wichtigen Weg, jedoch müsse ein konstant hohes Fachkräfteniveau erhalten werden. Zukünftig könne man über eine Quote für Fachkräfte nachdenken.

 

Herr Moritz von der Soeste-Schule Barßel warf ein, dass es an der Schule zusätzlich auch noch 6 Sozialpädagogen gäbe.

 

Kreistagsabgeordneter Schmidt erkundigte sich nach den Laufzeiten eines Vertrages zwischen dem Landkreis und der Schulbegleitung Michnik GmbH. 5 Jahre seien sicherlich kein Problem, ewig könne eine Vertragsbindung nicht sein.

 

Kreisverwaltungsoberrätin Lottmann klärte dahingehend auf, dass der Kooperationsvertrag zwar unbefristet, jedoch mit einer Kündigungsfrist versehen sei, welche z.B. angewandt würde, sollte das Land bspw. in die Schulbegleitung einsteigen.

 

Kreistagsabgeordneter Riesenbeck erhoffte sich durch den Pool einen Anschub, der im besten Fall den politischen Druck auf das Land erhöhen könne.

 

Herr Kuszak gab aus seiner Sicht als Schulleiter zu bedenken, dass für Kinder Personen nicht austauschbar seien, und erbat eine positive Entschließung zugunsten seiner Schüler, welche oftmals in ihrem Leben drastische Bindungsbrüche haben erfahren müssen.