Sitzung: 12.09.2019 Ausschuss für Planung und Umwelt
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Vorlage: V-PLA/19/263
Der Ausschuss für Planung und Umwelt nahm die Ausführungen zur Kenntnis.
Leitender Kreisverwaltungsdirektor Meyer verwies darauf, dass das Gebiet
der Ahlhorner Fischteiche sehr stark im Fokus der Öffentlichkeit stehe und auch
dem Landkreis wichtig sei. Inzwischen seien die Schutzgebietsausweisungen für
dieses Gebiet und für die Lethe oberhalb der Teiche abgeschlossen worden. Der
gesetzliche Auftrag sei dabei in enger Zusammenarbeit mit den Niedersächsischen
Landesforsten erfüllt worden. Verschiedene Projekte und Versuche habe es in der
Vergangenheit dort gegeben, alle mit dem Ziel, die Verhältnisse zu verbessern.
Die angestoßenen Diskussionen seitens der Landesforsten seien daher wichtig und
notwendig, um dauerhaft zu erfolgreichen Verbesserungsmaßnahmen zu kommen. Nun
seien die Landesforsten eingeladen worden, um aus erster Hand zur Problematik
zu berichten.
Frau Regina Dörrie, Leiterin der Niedersächsischen Landesforsten in
Ahlhorn, verwies auf die über 100 Jahre alte Geschichte der Ahlhorner
Fischteiche und auf die Bedeutung der Teichwirtschaft für das Gebiet. Zunehmend
gebe es dort Probleme hinsichtlich der Wasserqualität und -quantität. Dadurch seien
die wertgebenden Lebensraumtypen, die letztlich zur Ausweisung als FFH- Gebiet
geführt hätten, besonders die Strandlingsgesellschaften, in ihrem Bestand
gefährdet. Die Niedersächsischen Landesforsten hätten daher vor 3 Jahren das
Messprogramm gestartet. Erste Priorität habe im Gebiet immer der Naturschutz
und nicht die Teichwirtschaft.
Herr Schöttelndreier und Frau Wixwat von den Niedersächsischen
Landesforsten erläuterten im Folgenden die Lage und die besondere
Schutzwürdigkeit des früher nährstoffarmen Teichgebietes. Aus den an die Lethe
früher angrenzenden extensiven Grünlandflächen, den Mooren und
Feuchtgrünlandflächen habe es früher einen stetigen Zulauf an Wasser für das
Gebiet gegeben. Durch die zunehmende Drainage von Flächen und die Nutzung der
angrenzenden Flächen für den Maisanbau und für Obstplantagen sei die
Wasserhaltefähigkeit der Böden gesunken, mit der Begradigung von Gewässern die
Rückhaltung der Wasser- und Sandmengen verloren gegangen. All dies führe zu
einem erheblich geringeren Zulauf an Wasser für das Gebiet und zu einem Eintrag
von unerwünschten Sandsedimenten in die Teiche, welches die Erhaltung der
wertvollen Pflanzengesellschaften in den Teichen erschwere.
Zur Dokumentation der Zustände seien daher vier Pegel installiert worden,
um die Wassermengen und verschiedene Parameter zur Qualität zu messen. Man habe
festgestellt, dass die Teiche sowohl aus Grundwasser als auch aus
Oberflächenwasser gespeist würden. Die Lage der Teiche im Raum sei eher
ungünstig, da sie zwischen zwei Grundwasserbrunnenfassungen des OOWV mit seinen
Förderungen lägen. Dazu kämen die schlechten Standortbedingungen der Teiche auf
stark sandhaltigen Böden.
Am Beispiel des Teiches 23 werde deutlich, dass die 2007 noch sehr gut
ausgeprägte Strandlingsgesellschaft des Teiches aufgrund von hohen
Nährstoffgehalten im Gewässer 2017 so gut wie verloren gegangen sei. Mit
massiven kostenintensiven Pflegemaßnahmen sei es dann gelungen, den günstigen
Erhaltungszustand der Arten wiederherzustellen.
Die zahlreichen Untersuchungen zur Gewässerqualität hätten hohe
Nitrateinträge in das Teichsystem durch das Oberflächenwasser aus der Lethe und
der alten Lethe ergeben. Aufgrund der Messungen sei belegt, dass eine deutlich
geringere Menge an Nitrat aus dem Teichsystem wieder ausgetragen werde. Ein
hoher Anteil verbleibe im Teichsystem und schädige dort die wertgebenden
Lebensraumtypen aufgrund der hohen Nährstofffracht nachhaltig.
Frau Dörrie wies darauf hin, dass es nicht Aufgabe der Landesforsten
sei, Maßnahmen zur Erhaltung des Gebietes umzusetzen. Man wolle vielmehr auf
die bestehende Situation hinweisen und den Zustand dokumentieren.
Frau Wixwat ergänzte auf Anfrage, dass die Proben ausschließlich von
Messstellen auf dem Gebiet der Landesforsten und aus Brunnen des OOWV stammten.
Andere Messstellen würden nicht beprobt.
Die Landesforsten würden die Messstellen auch in Zukunft beproben.
Zusätzlich sei die Vermessung der Teiche geplant sowie ein Versuch bei einem
Teich, dort die Versickerung und Verdunstung zu messen, um dies mit alten
vorhandenen Werten vergleichen zu können.
Herr Schöttelndreier erklärte auf eine weitere Rückfrage hin, eine
Sofortlösung für das Gebiet gebe es nicht. Auch wenn die Grundwasserförderungen
im Nahbereich eingestellt würden, werde der Wasserstand in den Teichen nicht
gleich ansteigen. Da die Teiche grundwassergespeist seien und dort hohe
Nitratwerte nachweisbar seien, sei ein Nitrateintrag weiterhin gegeben. Es sei
ein Mindestzulauf an Wasser notwendig, um eine ausreichende Versorgung der
Teiche zu gewährleisten. Dieser werde derzeit nicht erreicht. Hier sei man im
Gespräch mit dem OOWV. Die über Jahrzehnte vorgenommenen Veränderungen der
Landschaft durch Dränagen, Flächenintensivierungen und Gewässerbegradigungen
seien nicht einfach rückgängig zu machen.
Der OOWV sei derzeit an einem Projekt beteiligt, bei dem versucht werde,
mit Pflanzenkläranlagen Nitrat zu filtern. Dies sei vielleicht auch für die
Ahlhorner Fischteiche ein Ansatz. Hier sei man im Gespräch.
Auf Rückfrage des Abgeordneten Arkenau ergänzte Leitender
Kreisverwaltungsdirektor Meyer, dass sicherlich die Flächenbewirtschaftung
Einfluss auf das Gebiet nehme. Man müsse aber zunächst davon ausgehen, dass die
Düngeregeln eingehalten würden. Der Landkreis versuche seit Jahren im Rahmen seiner
Möglichkeiten, hier Verbesserungen zu initiieren: Kompensationsflächen würden
gezielt in den Bereich des Lethestiefels gelegt, es werde für die Anlage von
Gewässerrandstreifen im Rahmen des kreiseigenen Programms geworben und
versucht, hier Flächenankäufe zu realisieren. Dies alles habe zum Ziel, hier
nachhaltig zu weniger Nährstoffeinträgen zu kommen.
Kreistagsabgeordneter Wesselmann erklärte, man habe hier eindeutig die
Kontrolle verloren. Der Landkreis solle geeignete Maßnahmen ermitteln und in
den Flächenkauf im Gebiet einsteigen. Er rechne nicht mit maßgeblichen
Verbesserungen in den nächsten Jahren.
Leitender Kreisverwaltungsdirektor Meyer verwies hierzu auf die bereits
genannten verschiedenen Aktivitäten des Kreises. Er sehe derzeit aber keine Möglichkeiten,
rechtmäßige Nutzungen zu untersagen und ohne eine entsprechende
Flächenverfügbarkeit nachhaltig etwas zu verbessern. Bei Verstößen gegen
Vorschriften des Düngerechtes sei es Aufgabe der Düngebehörde einzuschreiten.
Kreisverwaltungsoberrat Meiners ergänzte, die Werte im Bereich der
Ahlhorner Fischteiche seien dem Umweltministerium durchaus bekannt. Es sei
fraglich, ob die vorhandene Nährstofffracht überhaupt mittelfristig reduziert
werden könne.
Kreistagsabgeordneter Bothe bezweifelte, dass die Förderung des OOWV in
der bisherigen Größenordnung verträglich sei. Im Übrigen habe es bereits vor
Jahren einen Vorstoß zur Ausweisung des Einzugsbereiches der Lethe als
Schutzgebiet gegeben.
Hierauf entgegnete Leitender Kreisverwaltungsdirektor Meyer, dass die
schutzwürdigen Bereiche bereits ausgewiesen seien und für die intensiv
genutzten Gebiete dieses Instrument nicht zur Verfügung stehe. Es seien eher
Maßnahmen mit Flächenbewirtschaftern auf freiwilliger Basis umsetzbar.
Er befürwortete die Weiterführung der Untersuchungen und intensiven
Beprobung durch die Landesforsten. Der Landkreis werde gemeinsam mit den
Niedersächsischen Landesforsten die vorliegenden Ergebnisse mit dem für die
Überwachung der Oberflächengewässer zuständigen NLWKN erörtern und bewerten, um
Lösungsmöglichkeiten zu prüfen.
Hierbei müsse auch die Landwirtschaftskammer als zuständige Düngebehörde
beteiligt werden.
Kreistagsabgeordneter Wesselmann bat um eine zeitnahe Info und um erste
Ergebnisse in der nächsten Sitzung des Ausschusses.
Die Präsentation und der vollständige Bericht zum Nitratmonitoring sind
der Niederschrift beigefügt.