Betreff
Löschwasserversorgungskonzept des Landkreises Cloppenburg
Vorlage
V-PLA/20/275
Art
Sitzungsvorlage

Beschlussvorschlag:

Dem Kreistag wird folgende Beschlussfassung empfohlen:

Der Kreistag stimmt dem Löschwasserversorgungskonzept des Landkreises Cloppenburg sowie der Beschaffung eines Wechselladerfahrzeugs, von zwei Abrollbehältern und 12 Faltbehältern zu.

 

 


Sachverhalt:

 

Der Landkreis Cloppenburg ist ein Flächenlandkreis mit einer Gesamtfläche von 1.418,45 km². Hiervon sind viele große Gebiete wie z. B die Molberger Dose, der Eleonorenwald in Friesoythe etc. (12.000 ha Waldgebiete an der Thülsfelder Talsperre, 7.000 ha Moorgebiete in Bösel und im Saterland, Wald- und Moorflächen in Löningen etc.) ohne Versorgung von Löschwasser (durch wasserführende Leitungen, Flüsse oder Seen). Die Brände in den umliegenden Kreisen (Moorbrände im Landkreis Emsland/Meppen bzw. Landkreis Vechta/Goldenstedt) haben gezeigt, dass eine Versorgung mit Löschwasser auch in diesen Gebieten gewährleistet sein muss.

 

Vor diesem Hintergrund hat die Kreisfeuerwehr einen Arbeitskreis (AK Löschwasserversorgung) gebildet, der die Versorgung von kritischen Gebieten mit Löschwasser erarbeiten sollte. Dem Arbeitskreis gehören der Kreisbrandmeister und seine Stellvertreter, die Stadtbrandmeister der Städte Cloppenburg, Friesoythe, Löningen, Kameraden der Kreisfeuerwehr, Mitarbeiter der FTZ und der Verwaltung sowie Vertreter des THW an.  Der Arbeitskreis hat sich erstmalig am 13.06.2019 und danach fortlaufend getroffen, um ein Löschwasserversorgungskonzept zu erstellen.

 

Das erstellte und ausgearbeitete Löschwasserversorgungskonzept für Gebiete ohne Löschwasserversorgung sieht die Anschaffung von 2 Abrollbehältern Wasser (AB) vor, die im Schadenfall Wasser an einem zentralen und leicht zugänglichen Ort im bzw. am Schadengebiet bevorraten und das Wasser autark (mit eigenem Antrieb und Pumpe) zu Faltbehältern in den Schadengebieten zur direkten Brandbekämpfung weiterleiten. Die Befüllung der AB mit Wasser erfolgt durch das Großtanklöschfahrzeug der Kreisfeuerwehr (stationiert bei der FF Cloppenburg), die Tanklöschfahrzeuge der Ortsfeuerwehren sowie durch Anlieferung von Wasser durch Dritte (u. a. Landwirte, landwirtschaftliche Lohnbetriebe). Von den Faltbehältern in den Schadengebieten erfolgt die Verteilung durch die vorhandenen Tragkraftspritzen auf die einzelnen Strahlrohre zur direkten Brandbekämpfung. Auf diese Weise können im Schadengebiet durch einen AB bis zu 6 Faltbehälter und 36 Strahlrohre mit Wasser versorgt werden, um eine ideale Brandbekämpfung zu gewährleisten (s. anliegende Präsentation – Anlage 1).

 

Um die praktische Machbarkeit zu testen, wurde in Zusammenarbeit mit dem THW (Cloppenburg, Bad Essen und Lingen) sowie der Feuerwehr Emstek am 28.09.2019 ein Praxistest am Badesee in Halen durchgeführt. Dabei wurde durch das THW eine Pumpe gestellt, die der Leistungsmenge der geplanten Pumpe im AB entspricht. Weiterhin wurde am 12.10.2019 die Werksfeuerwehr der ExxonMobil in Großenkneten besichtigt, da hier bereits Material gelagert ist, welches große Mengen Wasser über längere Entfernungen (z. B. zu den geplanten AB) transportieren kann. Der Praxistest hat gezeigt, dass die errechneten Werte in der Praxis darstell- und umsetzbar sind.

 

Insgesamt kann durch das Löschwasserversorgungskonzept pro Abrollbehälter 7.200 l Löschwasser pro Minute zur Verfügung gestellt werden. Dies entspricht 1.200 l Wasser pro Faltbehälter (6 Faltbehälter) bzw. 200 l pro Strahlrohr (36 Strahlrohre).

 

Das Konzept sieht außerdem vor, dass ein AB für die Brandbekämpfung im Nordkreis bei der Feuerwehr Friesoythe mit Wechselladerfahrzeug stationiert wird sowie ein AB bei der FTZ für den Südkreis. Für den AB bei der Feuerwehr Friesoythe ist weiterhin die Anschaffung eines Wechselladerfahrzeugs erforderlich. Der bei der FTZ stationierte AB wird über die vorhandenen Wechselladerfahrzeuge der FTZ transportiert.

Das ansonsten benötigte Material (Faltbehälter etc.) wird bei Bedarf auf die vorhandenen Gerätewagen-Logistik (GW-L) der Ortsfeuerwehren verlastet und zum Einsatzort transportiert.

 

Im Regelfall handelt es sich bei diesen Einsätzen um aufwachsende Lagen, so dass die Bereitstellung des Löschwasserversorgungskonzeptes entsprechend vorbereitet werden kann.

 

Um jedoch die AB nicht nur bei Bränden in Gebieten ohne eigene Wasserversorgung nutzen zu können (Großschadenlagen), sondern einer dauerhaften Nutzung zuzuführen, werden beide Abrollbehälter als Multifunktionsbehälter konstruiert. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die AB eine umfassende Nutzung durch die Feuerwehr und den anderen Katstrophen- und Rettungsdienstorganisationen erfahren.

Hierzu wird der geplante AB, welcher bei der Feuerwehr im Stadtbereich Friesoythe stationiert werden soll, mit einem doppelten Tank (Sandwichboden) ausgestattet. Auf diese Weise kann der Behälter ständig 8.000 – 10.000 l Wasser auch während der Fahrt bevorraten und als Großtankbehälter genutzt werden. Zusammen mit dem Trägerfahrzeug entsteht auf diese Weise ein Großtanklöschfahrzeug für den Nordkreis (analog zum GTLF in Cloppenburg), welches bei der „normalen/alltäglichen“ Brandbekämpfung im gesamten Kreisgebiet zur Verfügung steht.

 

Der AB für die FTZ soll darüber hinaus u. a. auch in Hinblick auf den c-Port und die zahlreichen Badeseen im Kreisgebiet für die Tauchausbildung der Feuerwehrtaucher, den Tauchern des THW und der DLRG zur Verfügung stehen. Dies ist nach Rücksprache mit den Rettungsorganisationen erforderlich, um ganzjährig Übungsszenarien in gesicherter Umgebung darstellen zu können. 

Weiterhin ist für diesen AB auch die Anschaffung einer Blase beabsichtigt, mit der kontaminierte Stoffe aus Schadengebieten aufgenommen und (z. T.) über den Abscheider in der Liegenschaft des THW entsorgt werden können.

Darüber hinaus bietet dieser AB in Hinblick auf die steigende Elektromobilität die Möglichkeit, brennende Elektrofahrzeuge oder Batterien vollständig zur Brandbekämpfung im AB unter Wasser zu setzen, um diese zu löschen. 

 

Der Arbeitskreis Löschwasserversorgung hat die Umsetzung dieses Konzeptes am 07.01.2020 beschlossen. Die Verwaltung hat bereits in Zusammenarbeit mit der FTZ die technische Umsetzung erarbeitet.

 

Für die Umsetzung des Löschwasserversorgungskonzeptes ist die Anschaffung folgender Fahrzeuge, Abroll- und Faltbehälter notwendig:

Abrollbehälter Wasser/GTLF                                                     72.000,00 EUR

Abrollbehälter Wasser/Taucher                                               85.000,00 EUR

Wechselladerfahrzeug                                                              150.000,00 EUR

12 Faltbehälter (6 je AB)                                                              30.000,00 EUR  (2.500,00 EUR/Stück)

Gesamtsumme:                                                                           337.000,00 EUR

Die Finanzierung erfolgt über 2 Jahre aus den Mitteln der Feuerschutzsteuer zu 100 % für den AB Wasser/GTLF und das Wechselladerfahrzeug sowie zu 50 % für den AB Wasser/Taucher. Da der AB Wasser/Taucher auch den anderen Rettungsdienstorganisationen (THW/DLRG) für Ausbildungszwecke zur Verfügung steht, kann eine Finanzierung zu 100 % aus Mitteln der Feuerschutzsteuer nicht erfolgen.

 

Die notwendigen Mittel für das Wechselladerfahrzeug sowie die beiden Abrollbehälter wurden für den Haushalt 2020 eingeplant. Die 12 Faltbehälter sollen, wenn möglich, ebenfalls 2020 beschafft werden, soweit sich bei der Beschaffung der o.g. Fahrzeuge/Abrollbehälter Einsparungen ergeben oder Deckungsmöglichkeiten an anderer Stelle zur Verfügung stehen. Anderenfalls werden Mittel hierfür in 2021 veranschlagt.

 


Finanzierung:

PSP-Element (Produkt)

I1.100416.510

 


Anlagenverzeichnis:

Präsentation Löschwasserversorgung