Beschlussvorschlag:
Dem Kreistag wird folgende Beschlussfassung
empfohlen:
Der Beantragung von Fördermitteln
des Bundes und Landes zur Teilnahme an dem Gemeinschaftsprojekt Hotspot 23 mit
einer Laufzeit von 6 Jahren wird zugestimmt. Der Landkreis stellt einen 10%igen
Eigenanteil (max. 150.000,00 €) an dem Projekt für die Haushaltsjahre 2020-2025
zur Verfügung. Die Beteiligung des Landkreises gilt unter der Voraussetzung,
dass mindestens einer der Landkreise Oldenburg, Emsland oder Vechta
sich ebenfalls am Projekt beteiligt.
Unter dem Vorbehalt der Bewilligung der Fördermittel des Bundes und Landes wird der Einstellung einer Vollzeitkraft (bzw. 2 halbtags beschäftigte Teilzeitkräfte) befristet für die Projektlaufzeit von 6 Jahren zugestimmt.
Sachverhalt:
Der Landkreis Emsland hat in den vergangenen Jahren
erfolgreich als Verbundpartner am Hotspot-Projekt 22 "Wege zur Vielfalt -
Lebensadern auf Sand" (https://wege-zur-vielfalt.de) teilgenommen.
Aufgrund seiner positiven Erfahrungen ist er an die Landkreise Cloppenburg,
Oldenburg und Vechta herangetreten, um über diese Projektarbeit zu informieren.
Gleichzeitig schlug der Landkreis Emsland vor, sich gemeinsam als aktive
Verbundpartner an einem neuen Projekt Hotspot 23 zu beteiligen.
In einem weiteren Termin mit Vertretern der
Naturschutzbehörden der Landkreise Emsland, Oldenburg und Vechta haben alle
drei Landkreise Interesse an der Teilnahme an dem Projekt Hotspot 23 gezeigt.
Der Landkreis Oldenburg hat sich bereit erklärt, die Projektkoordination als
koordinierender Antragsteller zu übernehmen. Inzwischen haben diese 3
Landkreise bereits mit der Erarbeitung ihrer Projektskizzen begonnen. Der
vorläufige Arbeitstitel lautet: „Vielfalt
in Geest und Moor – Wasser, Sand und Moor prägen unsere Landschaft“.
Der Landkreis Cloppenburg hat seine konkrete
Teilnahme noch nicht verbindlich zugesagt, um eine politische Beschlussfassung
dazu herbeizuführen.
Allgemeine Ziele der Hotspots der biologischen Vielfalt
Das Bundesprogramm zur Biologischen Vielfalt
unterstützt seit Anfang 2011 die Umsetzung der Nationalen Strategie zur
biologischen Vielfalt (NBS). Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der
Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt eine gesamtstaatlich
repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders
beispielhafter und maßstabsetzender Weise umsetzen. An der Durchführung der
Vorhaben muss ein erhebliches Bundesinteresse bestehen. Die geförderten
Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland
zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie
müssen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der
biologischen Vielfalt dienen und über die rechtlich geforderten Standards
hinausgehen.
Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und
Kommunikation sollen im Rahmen des Programms dazu beitragen, das
gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken. Das
Programm soll die Kooperation unterschiedlicher Akteure bei der Umsetzung der
Ziele der Nationalen Strategie fördern. Förderschwerpunkte
sind u. a. Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland.
Diese „Hotspots der biologischen Vielfalt“ sind
Regionen in Deutschland mit einer besonders hohen Dichte und Vielfalt an
charakteristischen Arten, Populationen und Lebensräumen. Die 30
Hotspot-Regionen finden sich in ganz Deutschland – von der Ostsee bis zu den
Alpen - auf etwa 11 % der Bundesfläche. Sie sind Deutschlands „Schatzkästen der
Natur“.
Als Grundlage für die Ermittlung der Hotspots
dienten bundesweit vorliegende Daten zu FFH- Lebensraumtypen und Daten zum
Vorkommen verschiedener Artengruppen wie beispielsweise Gefäßpflanzen,
Säugetiere, Schmetterlinge, Amphibien und Reptilien. Die Daten wurden in einem
Forschungsvorhaben ausgewertet und gewichtet. So entstand die Liste mit den 30
Hotspots in Deutschland.
Projektinhalt
Hotspot 23
Weite Teile des Landkreises Cloppenburg befinden
sich in der Hotspot Region 23, zu der die
Delmenhorster Geest, der Nordhümmling, die östliche Hunte-Leda-Moorniederung
sowie das Vehnemoor/ Fintlandsmoor zählen.
Die betreffenden Landschaftsräume dieses Hotspots
sind in der als Anlage beigefügten Karte dargestellt und umfassen
eine Fläche von 1.233,68 km2 mit einem charakteristischen Ausschnitt
der norddeutschen Tiefebene. Mit dem Hasbruch bei Delmenhorst im Osten
beinhaltet dieser Hotspot einen der besten Stieleichenwälder mit
Hutewaldcharakter Norddeutschlands. Er hat eine hohe Bedeutung für
Tiergemeinschaften alter, eichenreicher Laubwälder. So finden sich hier u. a.
bedeutende Vorkommen von Mittelspecht, Feuersalamander und Eremit. Von Süden
her durchschneiden die weitgehend naturnah erhaltenen Fließgewässer Delme,
Hunte und Lethe sowie die Bäken der Endeler und Holzhauser Heide die
Delmenhorster Geest. Während die Delme eines der letzten Bachmuschelvorkommen
Nordwestdeutschlands aufweist, besitzt die Lethe mit den Ahlhorner Fischteichen
eine landesweit herausragende Bedeutung für Amphibien und andere Arten und
Lebensgemeinschaften der Teichlandschaft. Entlang des Küstenkanals erstrecken
sich noch heute große Hochmoorflächen, die typisch für die
Hunte-Leda-Moorniederung sind. Mit dem Vehnemoor ist einer der größten
Hochmoorkomplexe Nordwestdeutschlands in den Hotspot integriert. Der Südwesten
des Hotspots wird geprägt durch den Übergang der Hunte-Leda-Moorniederung in
die Geestlandschaft des Hümmlings. Hier finden sich eingebettet in größeren
Waldgebieten vielfältige Lebensräume der Geest mit Sandheiden, Hoch- und
Übergangsmooren, historisch alten Wäldern und naturnahen Fließgewässern. Von
besonderer landesweiter Bedeutung ist vor allem das Niedermoortal der Marka im
Arenberger Eleonorenwald.
Die Hotspot-Region 23 liegt in den Landkreisen
Ammerland (mit sehr geringem Anteil), Vechta, Emsland, Oldenburg und Cloppenburg.
Der Landkreis Cloppenburg liegt dabei mittig in dem Gebiet und umfasst ca. ein
Drittel der Fläche (s.
Darstellung in der Karte Anlage Nr. 2).
Zielsetzung
des Förderschwerpunktes Hotspot sind die Erhaltung und Optimierung der
naturschutzfachlichen Qualitäten des Hotspots. Gleichzeitig soll die
Identifikation der Menschen in dieser Region und darüber hinaus mit „ihren
Schatzkästen“ gestärkt werden. Die Einmaligkeit der Landschaft und des
Naturraumes soll wahrgenommen werden. Weiterer wesentlicher Förderschwerpunkt
des Projektes ist die Förderung des Zusammenwirkens verschiedenster Akteure der
Region.
Für
jeden Hotspot sollen ein Konzept erarbeitet sowie beispielhafte Maßnahmen
umgesetzt werden. Diese sollen Prozesse in die Wege leiten, die helfen, die
naturraumtypische Vielfalt von Landschaften, Lebensräumen und
Lebensgemeinschaften sowie die gebietstypische, natürlich und historisch
entstandene Artenvielfalt zu erhalten bzw. zu verbessern.
Besonderheiten
der Hotspotförderung
Bei
der Hotspotförderung handelt es sich um eine reine Förderung durch den Bund in
Höhe von maximal 75%. Eine EU-Kofinanzierung ist nicht vorgesehen.
Zusätzlich
erfolgt in Niedersachsen eine Förderung durch das Land Niedersachsen in Höhe
von maximal 15%, so dass für die beteiligten Landkreise von einem Kostenanteil
von 10% ausgegangen werden kann, aufgeteilt auf eine Projektlaufzeit von 6
Jahren.
Für
das Förderprojekt wird vom Projektkoordinator für alle beteiligten Landkreise
ein Mantelantrag gestellt. Zusätzlich erarbeitet jeder Landkreis im
Verbundprojekt für sich einen Teilantrag für seine eigenen Maßnahmen in seinem
Kreisgebiet. Voraussetzung für die Projektarbeit sind regionale
Partnerschaften. Kommunale Gebietskörperschaften, Naturschutzakteure sowie
Wirtschafts- und Sozialpartner, z.B. aus den Bereichen Landwirtschaft,
Forstwirtschaft, Tourismus, Handel, Gewerbe und Industrie sollen in einzelne
Projekte eingebunden werden.
Förderfähig
sind neben konkreten Maßnahmen auch das für die Durchführung des Vorhabens
notwendige Personal sowie alle Maßnahmen der Information und Kommunikation,
also die erforderliche umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit. Hierzu gehören
explizit Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung und zur Sensibilisierung der
Öffentlichkeit mit entsprechender Medienarbeit mit Druckerzeugnissen und
Veranstaltungen. Die Öffentlichkeitsarbeit soll verbundübergreifend angelegt
sein mit eigener Internetpräsenz.
Notwendiger
Projektrahmen für den Landkreis Cloppenburg bei Teilnahme an dem Projekt
Hotspot 23
Nach
Einschätzung des Umweltamtes ist eine Beteiligung an dem Projekt Hotspot 23 für
den Landkreis Cloppenburg nur sinnvoll bei einer Projektsumme in Höhe von ca.
1,5Millionen Euro. Dies beinhaltet einen Eigenanteil für den Landkreis
Cloppenburg in Höhe von 150.000 Euro bei einer Projektlaufzeit von 6 Jahren.
Da
personell in der unteren Naturschutzbehörde keine Kapazitäten für dieses
Projekt zur Verfügung stehen, wären bei einer Beteiligung am Projekt eine Vollzeitkraft bzw. zwei halbtags beschäftigte
Teilzeitkräfte befristet für die Projektlaufzeit von 6 Jahren als
Projektmanager/in einzustellen. Damit sind Personalkosten von insgesamt ca.
400.000,00 € verbunden, die im Rahmen der Projektförderung beantragt und
abgerechnet werden können.
Entsprechend dem Arbeitstitel „Vielfalt in Geest und Moor – Wasser, Sand und
Moor prägen unsere Landschaft“ sind vielfältige Maßnahmen für das gesamte
Projektgebiet im Landkreis Cloppenburg denkbar. Neben Maßnahmen in und an
Gewässern (z. B. Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Fließgewässern,
Anschluss von Altarmen) können auch die zahlreichen Heide- und Moorgebiete im
Landkreis Ziel des Projektes sein, wie z. B. die Entkusselung von Heiden und
Mooren oder Projekte zu den Leitarten Sonnentau, Moorfrosch, Wollgras, etc..
Genaue Projekte sind noch zu erarbeiten und mit den
weiteren Verbundpartnern abzustimmen. Bei der Auswahl der Projekte ist eine
große Flexibilität und Vielfalt gegeben, denn sie werden unter Einbeziehung
mitwirkender Akteure entwickelt und umgesetzt. Gerade der Verbund mit
Nachbarlandkreisen bietet die Chance, Projekte auch unter dem Gesichtspunkt
einer weitergehenden Biotopvernetzung anzugehen.
Nach den Förderrichtlinien ist der überwiegende
Anteil der gewährten Zuwendung (über 50%) für nicht investive Maßnahmen vorzusehen.
Das bedeutet, dass ein
erheblicher Teil der Fördersumme für Umweltbildungsmaßnahmen und –aktionen zu
verwenden ist. Auch dies ist im Einzelnen mit den beteiligten Verbundpartnern
zu klären und mit den verschiedensten Akteuren zu besprechen.
Vorgegeben ist darüber
hinaus die gemeinsame Evaluation des Projektes. Hier sollen Hochschulen als
Partner angesprochen werden.
Vorteile
einer Teilnahme des Landkreises Cloppenburg am Projekt Hotspot 23
Die Schwerpunkte Umweltbildung und
Öffentlichkeitsarbeit der Hotspot-Projekte sind neben der Verbesserung des
Zustandes von Natur und Landschaft im Landkreis Cloppenburg durch die Umsetzung
von sinnvollen und nachhaltigen Maßnahmen die wichtigsten Gründe für die
Befürwortung der Teilnahme an dem Projekt.
Gerade durch die umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit
ist ein erheblicher Imagegewinn für den Landkreis Cloppenburg zu erwarten. Die
Einbeziehung der Verbundpartner und verschiedenster möglicher Akteure wie z. B.
Universitäten, touristische Zweckverbände, Dorfgemeinschaften, Bürgervereine,
landwirtschaftliche Verbände, Jägerschaften, Wasserachten,
Wegegenossenschaften, Schulen, Kindergärten, Naturschutzverbände, Umweltzentren
usw. stärkt in erheblichem Maße das Bewusstsein der Mitwirkenden für Natur und
Umwelt in der Region und darüber hinaus. Die Naturschutzarbeit im Rahmen des
Projektes wird in breiter Fläche wahrgenommen und bleibt durch die mediale
Begleitung langfristig präsent. Gemeinsam mit den Verbundpartnern erfolgt eine
Wertschätzung des Einsatzes der Bürger für die Natur.
Ziel muss die Identifikation der Menschen in der
Region mit ihren „Schätzkästen der Natur“ hier vor Ort und deren Wertschätzung
sein. Dazu gehört die intensive Förderung von lokalem und gemeinsamem Handeln
mit ggfls. der Gründung weiterer Initiativen zur Verstetigung der Entwicklung
in Projekte und Aktionen, die über den Projektlaufzeitraum hinauswirken und
sich bestenfalls langfristig etablieren.
Schließlich ist die Langfristigkeit des
Förderzeitraumes geeignet, Maßnahmen sinnvoll anzugehen und umzusetzen, was bei
Förderprojekten sonst oftmals nicht möglich ist und hier unbedingt als Vorteil
des Projektes Hotspot 23 einzustufen ist. Vorteilhaft ist zudem, dass das
Projekt nicht an Schutzgebiete gebunden ist, sondern Maßnahmen innerhalb der
gesamten Hotspot-Region möglich sind.
Gesamteinschätzung
des Projektes Hotspot 23
Die Teilnahme am Projekt Hotspot 23 bietet dem
Landkreis Cloppenburg die Chance, nachhaltig das Image im Bereich Natur- und
Umwelt zu verbessern und gleichzeitig praktische, der Natur dienende Maßnahmen
im Kreisgebiet umzusetzen. Die Förderkulisse und der Arbeitstitel umfassen fast
alle Schutzgebiete, sowohl räumlich als auch thematisch. Indem so viele
Verbundpartner wie möglich eingebunden und Akteure gewonnen werden, wird der
Naturschutz das Bindeglied für gemeinsame Aktionen. Dem trägt der hohe Anteil
der Öffentlichkeitsarbeit im Projekt Rechnung.
Vorteil des Projektes ist, dass die
Projektmanagerin/ der Projektmanager das Projekt vollumfänglich betreut
einschließlich der Betreuung und Abrechnung der Maßnahmen inklusive Erstellung
der Verwendungsnachweise. Seitens des Landkreises Cloppenburg wäre der erste
Projektantrag zu stellen. Zudem sind regelmäßige Absprachen der Ausrichtung mit
dem Umweltamt unabdingbar.
Die Ablehnung der Teilnahme an dem Projekt Hotspot
23 könnte negativ wahrgenommen werden, zumal der Landkreis Cloppenburg mitten
in der Projektkulisse liegt und großen Anteil daran hat. Ein Einstieg in dieses
Projekt Hotspot 23 zu einem späteren Zeitpunkt nach Antragstellung ist nicht
möglich.
Anlagenverzeichnis:
Anlagenverzeichnis:
Anlage 1: Übersichtskarte - Kulisse
Hotspot 23
Anlage 2: Übersichtskarte –
Schutzgebiete im Kulissengebiet Hotspot 23