Frau Dr. Birgelen vom Zentrum für integrierte Verkehrssysteme (ZIV) und Herr Benz von der kreamobil GmbH stellten anhand der in der Anlage beigefügten Präsentation das „Konzept zur Optimierung des ÖPNV im Landkreis Cloppenburg“ vor.

 

Zunächst erläuterte Frau Dr. Birgelen die Kernergebnisse der Bestandsanalyse, um dann auf die Organisationsgrundsätze des ÖPNV einzugehen. Im Weiteren stellte sie dann mögliche Betriebsformen vor, die sie näher erklärte.

 

Frau Dr. Birgelen ging dann auf die Netzstruktur im Landkreis Cloppenburg ein, wobei sie verdeutlichte, dass im Nordkreis eine deutlich bessere Netzstruktur vorliege als im Südkreis. Die vorhandenen Netzelemente, wie der Linienbusverkehr und die NordWestBahn, bildeten zwar ein starkes Grundnetz im gesamten Landkreis, sollten jedoch um neue Rufbus-Angebote ergänzt werden.

 

Sodann erläuterte Frau Dr. Birgelen im Detail die Bedienungskonzeption, die für den Landkreis Cloppenburg in Frage kommt und machte anhand mehrerer Beispiele deutlich, wie flexibel dieses in der Örtlichkeit eingesetzt werden kann.

 

Frau Kreistagsabgeordnete Dr. Kannen erkundigte sich danach, wie die Fahrpläne eingehalten werden könnten, wenn die Bedarfshaltestellen unterschiedlich häufig angefahren würden. Bei dieser Betriebsform, so Frau Dr. Birgelen könne nur eine bestimmte Bandbreite angeboten werden, so dass mit Wartezeiten zu rechnen sei. Allerdings dürfe das Richtungsband nicht zu groß sein. Hier müsse ein Kompromiss ausgearbeitet werden, was als zukünftige Aufgabe zu sehen sei.

 

Auf Nachfrage von Herrn Kreistagsabgeordneten Prof. Dr. Olivier, welche Betriebsform die höchste Akzeptanz in der Bevölkerung erwarten lasse, führte Frau Dr. Birgelen aus, dass dies den örtlichen Verhältnissen anzupassen sei. Hier sei immer auch der Einzelfall zu betrachten. Sie wies zudem auf die Problematik hin, dass die Einführung eines Rufbusses immer auch mit einer starken Öffentlichkeitsarbeit verbunden sei, um die Bevölkerung von den Vorteilen der Nutzung dieser Betriebsform zu überzeugen.

 

Herr Kreistagsabgeordneter Haupt erkundigte sich danach, bis wann spätestens der Anruf eines Nutzers getätigt worden sein müsse, um den Rufbus noch nutzen zu können. Erfahrungsgemäß, so Frau Dr. Birgelen, sei dies noch bis zu einer Stunde vorab möglich.

 

Auf weitere Nachfrage aus den Reihen der Kreistagsabgeordneten erläuterte Frau Dr. Birgelen, dass neben den Rufbussen die bestehenden Linien genutzt werden könnten. Auch wenn der Rufbus nur für feste Haltestellen genutzt werden solle, müsse eine vorherige Anmeldung erfolgen. Sofern eine Dauernutzung erfolgen solle, könne dies ebenfalls vorab geklärt werden. Die Festlegung der Abstände der Bedarfshaltestellen sowie die Einbindung von Firmen müsse im Einzelfall geprüft und abgestimmt werden. Ferner sei auch eine Optimierung des Informationsaustausches zwischen den verschiedenen Verkehrslinien anzustreben, um z. B. auf Verspätungen reagieren zu können.

 

Das System müsse jedenfalls über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, um durch Anpassungen, Erweiterungen etc. eine Optimierung für den gesamten Raum des Landkreises Cloppenburg zu erreichen.

 

Herr Kreistagsabgeordneter Poppe erkundigte sich, ob aus den Gesprächen mit den Gemeinden und Bürgern Erkenntnisse gewonnen werden konnten, wonach bestimmte Fahrtrouten einzurichten seien. Er befürchte, dass das vorgestellte Konzept bei den Bürgern des Landkreises keine Akzeptanz finde. Auch für den Berufsverkehr spiele das Konzept aufgrund der hohen Wartezeiten nur eine sekundäre Rolle, so dass die Nutzung des PKW weiterhin favorisiert werde.

 

Das System sei nicht für PKW-Inhaber gedacht, so Frau Dr. Birgelen. Das System werde für Personen entwickelt, die nicht mit einem PKW fahren wollten bzw. könnten. Es gehe darum, ein Grundangebot für diesen Personenkreis anzubieten, nicht um Fahrzeiten zu optimieren. Es sei nicht als Konkurrenz zum PKW-Gebrauch zu sehen.

 

Herr Benz ergänzte, dass das System auch dafür gedacht sei, den Berufsverkehr einzubinden. Hier müssten jedoch entsprechende Abstimmungen erfolgen. Es könnte in Zusammenarbeit mit den Gemeinden zudem über noch zu schließende Vereinbarungen eine Optimierung der Fahrten angestrebt werden.

 

Herr Landrat Wimberg machte nochmals deutlich, warum man sich des Themas der Optimierung des ÖPNV im Landkreis Cloppenburg angenommen habe. Man habe sich dafür ausgesprochen, neben dem PKW-Verkehr eine bessere verkehrliche Anbindung im regionalen Netz zu erhalten. Es seien sich alle einig gewesen, eine Verbesserung für den ÖPNV im ländlichen Raum zu erreichen; insbesondere auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. In der Folge müsse man sich einigen, welche Maßnahmen für eine Verbesserung des ÖPNV, auch unter dem Aspekt der finanziellen Möglichkeiten, vorgenommen werden sollten. Dies sei Motivation aller.

 

Den Wirtschaftlichkeitsaspekt griff Herr Benz auf und erläuterte anhand der Präsentation, welche finanziellen Mittel für eine Umsetzung der vorgeschlagenen Bedienungskonzeption eingesetzt werden müssten. Dabei handele es sich allerdings nur um eine grobe Berechnung zur Orientierung, so Herr Benz weiter.

 

Im Anschluss ging Herr Benz darauf ein, welches die nächsten Schritte für eine Umsetzung des Konzeptes seien. Zunächst müssten die bestehenden Rechtsverhältnisse geklärt werden. Sodann sei ein Mobilitätsentwicklungsplan aufzustellen. Außerdem sei der Nahverkehrsplan neu aufzustellen. Die Umsetzung des Rufbusangebotes könnte dann nach dem vorgestellten Zeitplan nach 2 Jahren erfolgen.

 

Auf Nachfrage von Frau Kreistagsabgeordneter Dr. Kannen erklärte er, dass zunächst nur Fahrten von montags bis freitags als Grundlage gedient hätten. Ferner seien nur die Kosten für den Rufbuseinsatz dargestellt. Weitergehende Kosten, wie z. B. die Einrichtung von Haltestellen, Beschilderung etc. seien nicht berücksichtigt worden, da nicht feststehe, was umgesetzt werden solle.

 

Hinsichtlich der Frage von Herrn Kreistagsabgeordneten Prof. Dr. Olivier, ob die Kosten für alternative Antriebskonzepte bei Omnibussen geprüft und berechnet worden sei, antwortete Herr Benz, dass keine anderen Antriebskonzepte geprüft worden seien. Erfahrungsgemäß sei der konventionelle Fahrzeugantrieb günstiger. Eine eventuelle Bezuschussung alternativer Antriebskonzepte würden die höheren Investitionskosten jedoch nicht ausgleichen. Die Betriebskosten seien bei allen Antriebsarten gleichbleibend.

 

Herr Kreistagsabgeordneter Haupt erkundigte sich danach, in welcher Höhe Werbungskosten einzuplanen seien. Um eine Akzeptanz des ÖPNV-Konzepts bei der Bevölkerung zu erreichen, so Herr Benz, seien zu Beginn Projektkosten für z. B. Filme, Schulungen, Internetseite etc. in Höhe von ca. 100.000,- € anzunehmen. Diese Kosten könnten in den Folgejahren jedoch reduziert werden.

 

Auf die Frage von Herrn Kreistagsabgeordneten Holthaus, ob durch den Einsatz von Rufbussen die Kosten für den Schülerverkehr reduziert werden könnten, erwiderte Herr Benz, dass beide Verkehre getrennt zu betrachten seien. Der Schülerverkehr werde durch Regionalisierungsmittel gefördert, was beim Rufbusverkehr nicht der Fall sei.

 

Herr Kreistagsabgeordneter Roder bat um Mitteilung, ob Erfahrungen anderer Landkreise vorlägen, inwiefern der Taxenverkehr durch den Einsatz der Rufbusse tangiert werde. Der Taxenverkehr sei im ländlichen Raum ein wichtiger Verkehrszweig, so Herr Benz, der jedoch eine andere Klientel bediene. Nach seinen Erfahrungen aus dem Landkreis Vechta werde der Taxenverkehr nicht durch den Einsatz der Rufbusse eingeschränkt.

 

Sofern der Landkreis Cloppenburg mit dem Landkreis Vechta hinsichtlich des Verkehrsnetzes des ÖPNV vergleichbar sei, so schlug Frau Kreistagsabgeordneter Hollah vor, biete es sich an, das dortige System vorstellen zu lassen.

 

Herr Landrat Wimberg merkte hierzu an, dass die beiden Landkreise nicht ganz vergleichbar seien, da der Landkreis Cloppenburg eine größere Flächenausdehnung habe. Es biete sich selbstverständlich die Überlegung an, mit dem Landkreis Vechta zu kooperieren, sofern beide Seiten hiervon profitieren könnten. Insbesondere wäre es von Vorteil, sofern man die Erfahrungen des Landkreises Vechta mit dem dortigen „Mobil +-System“ nutzen könne. Vorhandene Schnittstellen sollten sinnvollerweise vernetzt werden.

 

Herr Benz ergänzte diese Ausführungen dahingehend, dass der Landkreis Vechta hinsichtlich des ÖPNV-Angebotes – auch wegen der zahlreichen schienengebundenen Haltestellen – einfacher strukturiert sei als der Landkreis Cloppenburg. Es sei jedoch ein gleicher Richtungsbandbetrieb vorhanden, der eventuelle Synergieeffekte möglich mache.

 

Wichtigster Punkt sei, die Bevölkerung von dem System zu überzeugen, so Herr Landrat Wimberg. Hierzu sei es auch erforderlich, experimentell tätig zu werden, um das System weiter zu optimieren. Dies stelle eine Herausforderung dar, die auch aus finanzieller Sicht bedacht werden müsse.

 

Frau Dr. Birgelen machte abschließend deutlich, dass es wichtig sei, für die Umsetzung des Konzeptes in der Verwaltung die richtigen Strukturen vorzuhalten. Die Umsetzung sei nicht innerhalb kurzer Zeit möglich und erfordere einen langen Atem.

 

Der Vorsitzende, Herr Kreistagsabgeordneter Kolde, bedankte sich bei Frau Dr. Birgelen und Herrn Benz für die ausführliche Vorstellung des „Konzepts zur Optimierung des ÖPNV im Landkreis Cloppenburg.