Beschluss: mehrheitlich beschlossen

Abstimmung: Enthaltungen: 3

 

Auf Antrag des Kreistagsabgeordneten Möller beschloss der Schulausschuss bei 3 Stimmenthaltungen, dem Kreisausschuss zu empfehlen, eine kleine Kommission aus Vertretern des Kreistages, der Schulverwaltung, externer Fachleute, der Kreishandwerkskammer sowie der IHK einzurichten, die sich mit der perspektivischen Entwicklung der Berufsbildenden Schulen im Landkreis Cloppenburg befasst. Die vom Landrat zu benennenden Mitglieder dieser Kommission sollen vom Kreisausschuss beschlossen werden.

 


Landrat Eveslage führte eingangs aus, dass er ein Gespräch mit dem Vorstand der Kreishandwerkerschaft über die Entwicklung der Berufsbildenden Schulen im Landkreis Cloppenburg geführt habe. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung habe der Vorstand in diesem Gespräch seine Sorge bezüglich der künftigen Quantität und Qualität des berufsbildenden Schulwesens im Landkreis Cloppenburg zum Ausdruck gebracht.

Es sei davon auszugehen, dass der deutliche Rückgang der Schülerzahlen in den nächsten Jahren sowie die vorgeschriebene Mindestanzahl der Schülerinnen und Schüler je Klasse erhebliche Auswirkungen auf die berufsbildende Schullandschaft im Landkreis Cloppenburg haben werde. Daher schlage er die Einrichtung einer Kommission vor, die sich mit der perspektivischen Entwicklung der Berufsbildenden Schulen im Landkreis Cloppenburg befassen solle.

In diesem Schuljahr würden im Landkreis Cloppenburg in der 9. Jahrgangsstufe inklusive der Gymnasiasten insgesamt 2100 Schülerinnen und Schüler beschult. Diese Zahl werde zwar noch in den nächsten 2 bis 3 Jahren anwachsen, um anschließend jedoch rapide zu sinken.

Das jetzige 4. Schuljahr besuchten insgesamt 2123 Schulkinder. Zum Vergleich seien im Zeitraum des Schuljahres 2008/09 im Landkreis Cloppenburg jedoch lediglich 1685 Kinder geboren. Dies seien 438 Kinder weniger als im derzeitigen 4. Schuljahr, was einen Anteil von etwas mehr als 25 % ausmache.

Wenn diese Entwicklung nach oben hin „durchwachse“, würden in einigen Jahren mehr als 25 % weniger Schülerinnen und Schüler als zum gegenwärtigen Zeitpunkt an den Berufsbildenden Schulen im Landkreis Cloppenburg beschult. Er gehe aufgrund der steigenden Übergangsquoten bei den Gymnasien evtl. sogar von einem noch höheren Anteil aus. Auch an den Berufsbildenden Schulen selbst würden künftig die Angebote der Fachgymnasien sowie verschiedene Spezialangebote mehr als bisher nachgefragt.

Der Rückgang der Schülerzahlen an den Berufsbildenden Schulen würde in Zukunft erhebliche Auswirkungen auf das schulische Angebot haben. Auch seien dann einige parallele Angebote an mehreren Berufsschulstandorten nicht mehr möglich.

Die einzurichtende Kommission, die aus Mitgliedern des Kreistages, der Schulverwaltung, externer Fachleute, der Kreishandwerkskammer sowie der IHK bestehen könnte, solle sich beispielsweise mit Fragen im Zusammenhang der abnehmenden Schülerschaft und der Einrichtung von neuen schulischen Angeboten befassen.

Die Größe und die Zusammensetzung der Kommission müsse in der heutigen Sitzung des Schulausschusses nicht beraten werden. Diese Entscheidung könne später der Kreisausschuss treffen.

Er wolle auch darauf hinweisen, so Landrat Eveslage weiter, dass die demographische Entwicklung in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Schülerzahlen habe. In der Gemeinde Cappeln beispielsweise besuchten z. Zt. 87 Schülerinnen und Schüler die 4. Klasse der dortigen Grundschulen. Im Zeitraum des Schuljahres 2008/09 seien in dieser Gemeinde auch 87 Kinder geboren worden. In der Gemeinde Emstek hingegen würde sich die demographische Entwicklung mit 190 Schulkindern in der 4. Klasse und 104 Geburten im Zeitraum des Schuljahres 2008/09 gravierender auswirken. Ähnlich würde es sich auch in der Gemeinde Saterland mit 172 Schülern und 116 Geburten verhalten. Da die Städte und Gemeinden Träger der Grund-, Haupt- und Realschulen seien, gehe er davon aus, dass sich auch diese mit der Schülerzahlenentwicklung befassten.

 

Kreistagsabgeordnete Nüdling bat darum, die Schülerzahlen den Mitgliedern des Kreistages zur Verfügung zu stellen.

(Anmerkung: Statistiken über die Schüler 2009/10 sowie die Prognosen der Schülerzahlenentwicklung in den einzelnen kreisangehörigen Städten und Gemeinden sind als Anlage dieser Niederschrift beigefügt)

 

Sie begrüße die Einrichtung einer Kommission, die das berufsbildende Schulwesen langfristig begleiten könne. Aus ihrer Sicht sei es wünschenswert, wenn mindestens eine Person pro Kreistagsfraktion dieser Kommission angehören würde. Damit könne sichergestellt werden, dass alle Kreistagsabgeordneten in dieser Angelegenheit den gleichen Informationsstand hätten.

 

Kreistagsabgeordneter Möller erklärte, dass vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung die Bildung einer Kommission für den berufsbildenden Schulbereich Sinn mache. Er beantrage jedoch einen kleinen Arbeitskreis, da dieser im Gegensatz zu einem großen Arbeitskreis effektiver arbeiten könne.

 

Kreistagsabgeordneter Friedhoff pflichtete bei, auch er favorisiere eine kleinere Kommission mit externen Fachleuten. Die FDP-Fraktion im Kreistag könne auch auf einen Sitz in dieser Kommission verzichten. Dies habe nichts damit zu tun, dass die FDP – Fraktion im Kreistag in diesem Gremium nicht teilnehmen oder mitarbeiten wolle. Vielmehr befürchte er bei einer Zusammensetzung des Arbeitskreises mit vielen Mitgliedern, dass sich hieraus ein „Debattierclub“ entwickeln könne.

Die einzurichtende Kommission für das berufsbildende Schulwesen solle auch keine Entscheidungen treffen, sondern Vorschläge erarbeiten, die anschließend dem Schulausschuss zwecks Beratung und Beschließung vorzulegen seien.

 

Kreistagsabgeordneter Korthals wies darauf hin, dass aus seiner Sicht auch die Gewerkschaften in der zu gründenden Kommission vertreten sein sollten.

 

Landrat Eveslage erwiderte, dass die Gewerkschaften bereits über die Kammern vertreten seien. Er halte es auch für überlegenswert, ob alle 3 Leiter der Berufsbildenden Schulen im Landkreis Cloppenburg in diesem Arbeitskreis mit Stimmrecht vertreten sind. Er erhoffe sich vielmehr von den externen Fachleuten umsetzbare Anregungen und Ideen.

 

Kreistagsabgeordnete Lüdders begrüßte die Einrichtung einer Kommission, die Perspektiven für das berufsbildende Schulwesen entwickeln könne. Dies sei im übrigen auch eine alte Forderung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag gewesen. Aus ihrer Sicht sollten jedoch in diesem Gremium alle Fraktionen des Kreistages vertreten sein, da jede Partei eine andere Sichtweise habe. So könne ein umfassender Blick auf die Entwicklung im Bereich des berufsbildenden Schulwesens geworfen werden. 

Inhaltlich würden zunächst die jüngeren Leute im Vordergrund stehen, jedoch zukünftig müssten auch verstärkt Perspektiven für die Erwachsensenbildung aufgezeigt werden.

Sie schlage vor, dass Landrat Eveslage die Mitglieder der Kommission benennen solle, um diese anschließend vom Kreisausschuss zu beschließen.